: Bin Laden noch in Afghanistan vermutet
Nordallianz fasst angeblich Al-Qaida-Mitglieder. Zahlreiche Taliban laufen über. Untersuchung zu Aufstand
KABUL/WASHINGTON rtr ■ Der muslimische Extremist Ussama Bin Laden und Taliban-Anführer Mullah Mohammad Omar halten sich nach Angaben der Nordallianz weiter in Afghanistan auf. Der Nordallianz-Sprecher Mohammad Habeel sagte gestern, Bin Laden und Omar könnten sich nahe Dschalalabad im Osten oder Kandahar im Süden versteckt halten. Sie seien „am Leben und in Afghanistan“. Mullah Omar rief die Taliban-Kämpfer auf, die letzte Bastion der islamistischen Bewegung, Kandahar, bis zum Tod zu verteidigen. Es sei nicht eine Frage der Stämme, sondern eine Frage des Islam. Nach US-Fernsehberichten sind mehrere ranghohe Taliban-Vertreter, darunter der Geheimdienstchef, zur Allianz übergelaufen. CBS zitierte einen Minister mit den Worten, er habe genug von dem „dummen und gefährlichen“ Vorgehen Omars.
Truppen der Nordallianz haben Zeitungsberichten zufolge bei ihrem Vormarsch in Afghanistan mehrere führende Mitglieder des mutmaßlichen Terrornetzes al-Qaida gefangen genommen. Unter ihnen soll sich auch der Sohn des blinden Fundamentalistenführers Scheich Omar Abdel Rachman, Achmed, befinden, wie die Los Angeles Times gestern unter Berufung auf US-Geheimdienstmitarbeiter berichtete. Der 36-Jährige habe die Rolle seines Vaters übernommen, der seit 1995 in einem US-Gefängnis eine lebenslängliche Haftstrafe verbüßt. Die Allianz erklärte sich unterdessen bereit, eine Untersuchung des Aufstands gefangener Taliban-Kämpfer zu unterstützen. Amnesty international hatte die Untersuchung nach Berichten über Massaker gefordert. In der vergangenen Woche wurden nach Angaben eines Paschtunen-Kommandeurs 160 Taliban-Kämpfer, die ihre Kapitulation ablehnten, erschossen. Mehrere anwesende US-Soldaten hätten vergeblich gegen die Exekutionen protestiert.
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