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Bomben über Bomben

USA konzentrieren schwerste Angriffe auf Al-Qaida-Führung. Zwei Tote beim Abwurf von US-Paketen

Die US-Streitkräfte konzentrieren sich in Afghanistan zunehmend auf die Jagd nach Ussama Bin Laden und der Führung des Al-Qaida-Netzwerks. Die Luftangriffe auf die letzte große Taliban-Bastion Kandahar wurden gestern nochmals intensiviert. Paschtunische Stammesführer verhandelten mit Teilen der Verteidiger über eine Kapitulation. Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar wies seine Truppen an, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Neu in Pakistan eintreffende Flüchtlinge berichteten, überall in Kandahar seien Taliban-Soldaten stationiert. „Es sind viele. Sie sind in Kampfbereitschaft“, hieß es nach Augenzeugenberichten.

Omar erneuerte in einem Interview für die polnische Wochenzeitung Wprost seine Drohungen gegen die USA. Wenn die Bombardements nicht beendet würden, könnten „unsere amerikanischen Feinde nicht eine Nacht mehr in Frieden schlafen“. Afghanistan werde befreit. „Wir bleiben in Kandahar, aber wir werden andere Orte angreifen. In Afghanistan gibt es 40.000 gut ausgerüstete Taliban, die ungeduldig auf den Kampf warten.“

Die Verhandlungen über eine Kapitulation kamen unterdessen nicht voran. Ein Sprecher der paschtunischen Anti-Taliban-Allianz, sagte, viele afghanische Verteidiger wollten aufgeben, würden aber von arabischen Gefolgsleuten Bin Ladens mit dem Tode bedroht, sollten sie nicht weiterkämpfen. Dennoch ergäben sich einzelne Taliban-Soldaten. Andere Stammesführer berichteten, sie rekrutierten ehemalige Taliban-Soldaten für einen Sturm auf Kandahar. Der amerikanische Fernsehsender CBS berichtete allerdings am Mittwochabend, nach dem Verlust aller größeren Städte bis auf Kandahar würden führende Mitarbeiter des Taliban-Chefs Mullah Mohammed Omar desertieren, darunter angeblich auch der Geheimdienstchef.

US-Soldaten einer in Usbekistan stationierten Gebirgsjägerdivision wurden unterdessen in kleinen Gruppen nach Nordafghanistan entsandt. Sie sollen vor allem bei der Reparatur der Flugplätze helfen, verlautete aus dem US-Verteidigungsministerium. Sie sollen ferner den Aufbau von Feldlazaretten schützen, die Nordallianz-Einheiten beraten und die Verteilung von Hilfsgütern koordinieren. Die Gebirgsjäger könnten aber keinen Schutz bei großen Bedrohungen bieten; dafür sei ihr Kontingent zu klein, sagte ein Gewährsmann.

Beim Abwurf von US-Hilfspaketen über Afghanistan sind zwei Menschen getötet worden. Eine Frau und ein Kind seien ums Leben gekommen, als Pakete mit Weizen, Decken und Kleidung versehentlich auf ihrem Haus landeten, erklärte das US-Verteidigungsministerium am Mittwoch. Die Todesfälle sind der erste bekannt gewordene derartige Zwischenfall. DPA, AP

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