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Es lebe die Erwartungssicherheit: Beck's neues Sensory Center

Im Süden Frankreichs gibt es eine Stadt, da sind die „Nasen“ zu Hause. Die „Nasen“ sind selten, sie haben lange Tradition und sie sind heiß begehrt. Ihr Kapital ist ein annähernd übermenschlicher Geruchssinn, mit dem sie Parfüme kreieren und analysieren. Sie werden bestaunt und beargwöhnt und weil die Berufsbezeichnung Parfumeur ihre Fähigkeiten nicht wirklich wiedergibt, heißen sie in Grasse: die „Nasen“.

Im Norden Deutschlands gibt es eine Stadt, in der nicht nur Nasen gefragt sind, sondern auch Zungen, Gaumen und Augen. Sinnlicher Genuss hat auch dort Tradition und weil die Verantwortlichen der Freude dort mit fast allen Sinnen am Werk sind, hat man ihnen einen Namen gegeben, der keine einfachen Rückschlüsse zulässt: die Verkos-ter.

Die Verkoster kümmern sich um Geschmack, Aussehen und Konsistenz ihres Themas und das lautet: Bier. Ein zeitloses Thema, eigentlich. Und doch wird mit der Zeit gegangen. Und zwar vor allem bei den Bremer Verkostern der Brauerei Beck's.

Man muss sich das so vorstellen: Früher trat eine Hand voll Verkoster - im Hauptberuf Braumeister - an einen Tresen und kredenzte sich Proben der aktuellen Produktion. Sie vergaben Punkte für Eigenschaften wie „malzig“, „fruchtig“ oder „herb“. Oder einfach nur für „schmeckt“ oder „schmeckt nicht“. Heute treffen sich die Verkoster im frisch eingeweihten „Sensory Center“ und beliefern nach kleinen Schlücken aus braunen Glastassen die eigens entwickelte Sensoriksoftware mit Daten. Um dem Ganze einen angemessenen Rahmen zu geben, hat man sich bei Beck's ein „Drei-Raum-System“ ausgedacht: Es gibt eine Wartezone mit „Ampelsystem“, einen multimedial eingerichteten Besprechungsraum und - als Herzstück - einen schallisolierten Verkosterraum. Darin können das Licht, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit geregelt werden können, auf dass kein störender Umwelteinfluss den Kontakt zwischen Bier und Gaumen verfremdet. Die Verkoster stehen dort täglich um 11.45 Uhr in zehn unterteilten Verkosterkabinen und entnehmen ihr Bier und das neutralisierende Glas Wasser einer Klappe in der Wand.

Die Isolation soll die Verkoster zu objektiven, von keiner Kollegenregung getrübten Sinneswahrnehmung bringen. Außerdem verspricht man sich durch die Software schnellere und genauere Datenverarbeitung. Computer und Mensch arbeiten beim modernen Bier also optimal zusammen, letztendlich mit dem Ziel, dass das Bier - unabhängig von jahrgangsbedingten Schwankungen seiner Zutaten - immer und überall gleich schmeckt. Erwartungssicherheit möchte man gewährleisten, denn die ist hoch im Kurs in unsicheren Zeiten.

Die Welt ist unberechenbar – aber das Bier bleibt gleich. Und vermittelt zudem ein Stück Heimatgefühl, egal, ob in Walle, Timbuktu oder Südfrankreich. Klaus Irler

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