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Rechter Überfall

Nach Berliner Gegendemo: Neonazis attackieren Fahrgast

BERLIN taz ■ Nach dem NPD-Aufmarsch am vergangenen Samstag gegen die Wehrmachtsausstellung in Berlin kam es bei der Rückreise der Neonazis in ihre Heimatorte zu mindestens einem schweren Zwischenfall.

In einem Regionalzug der Bahn AG, der gegen 18 Uhr von Berlin ins brandenburgische Elsterwerda fuhr, griffen mehrere Rechte einen Fahrgast an und verletzten ihn so schwer, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste. Nach Angaben des Opfers, eines 27-jährigen Wirtschaftswissenschaftsstudenten, begannen die Schikanen während der Zugfahrt. „Plötzlich stand ein Dresdener NPD-Kader mit zwei anderen Glatzen vor mir und schlug auf mich ein“, so Klaus M. (Name geändert). Die Situation habe sich dann kurzfristig entspannt, nachdem Mitreisende einschritten, die Angreifer zurückdrängten und über Handy die Polizei informierten. Versuche von M., den Schaffner dazu zu bewegen, ihn in einem sicheren Raum im Zug unterzubringen, scheiterten allerdings. „Immer wieder kamen Rechte an meinem Platz vorbei und zeigten auf mich. Einer von ihnen behauptete, er habe mich auf einem Video der NPD-Dresden als Gegendemonstrant bei einem Aufmarsch erkannt“, so M. Als der Zug im Bahnhof Falkenberg anhielt, seien anstelle von Polizei oder BGS zwei Rettungssanitäter zu ihm gekommen. Dort entschloss sich M. zum Aussteigen. Bei dem Versuch, durch eine Unterführung zu fliehen, wurde M. schließlich von drei Rechtsextremen zusammengeschlagen. Erst danach trafen Polizisten ein. M. ist sich sicher, dass er einen der Angreifer erkannt hat. Dabei soll es sich um den vorbestraften Dresdener NPD-Kader André K. handeln.

Laut M. hat er gegenüber der Polizei die Täter beschrieben und Namen genannt. Demgegenüber erklärte der Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Cottbus, Berndt Fleischer, das dortige Staatsschutzkommissariat führe in der Sache derzeit lediglich „Ermittlungen gegen Unbekannt“. HEIKE KLEFFNER

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