Ost-Authentik ins Ohr
■ Das „Blaue Einhorn“ heute im Kito
Im ersten Drittel der Gehörmuschel klingen sie „halt nach Klezmer“, wenn das Trommelfell aber wirklich schwingt, kommen scharenweise Zwischentöne zu Be-wusstsein – neben osteuropäischen Folk macht sich Tango bemerkbar, Fado trauert herein, darunter skiffelt Sinti-Swing. Seit zehn Jahren experimentieren die Dresdner Einhörner mit ihrem Ethno-Mix, heute lassen sie das Kito nach ihrer Bauchgeige tanzen.
Das besondere an den Zöllner-Brüdern und ihren Compagnons: Sie schaffen es immer noch, eine Aura rauer Wildheit durch ihre Musik wehen zu lassen. Was bei anderen Bands als prätentiöses Gehabe rüberkommt, glaubt man diesen Ost-Musikanten tatsächlich. Was man auch spürt: Die Unbefangenheit, mit der sie eine Poesie verbreiten, die vielen anderen als zu naiv im Kehlkopf stecken bliebe: „Alle Tänze fließen zusammen, wie Bäche in die Flüsse und die Flüsse ins Meer der Lieder, Geschichten und Träume aller Menschen.“
Leider bringt das „blaue Einhorn“ nicht sein legendäres Weihnachts-Programm mit nach Bremen, dafür aber das neue „Lebenstanz“-Set: „Lieder, Chansons und Tänze zwischen Hinken und Fliegen“. HB
Heute um 20 Uhr im Kito Vegesack (Alte Hafenstraße 30)