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„Wieder Debatten führen“

■ Im taz-Interview: Warum Kristin Heyne GAL-Chefin werden will

taz: Was glauben Sie als Parteichefin der GAL geben zu können, Frau Heyne?

Kristin Heyne: Vordringlich ist, die Kommunikation innerhalb der GAL zu intensivieren und den Dialog der Grünen mit den Menschen. Ich will dafür sorgen, dass Debatten über die wichtigen Hamburger Themen wieder geführt werden.

War denn grüne Sprachlosigkeit ausschlaggebend für das Debakel bei der Bürgerschaftswahl?

Ich denke schon, dass wir unsere Erfolge eher kleingeredet haben als sie überzeugend nach außen zu vertreten. Auch kreiste die GAL in der rot-grünen Koalition zu sehr um den Senat als politisches Zentrum. Aus dieser Überbetonung der Regierungsarbeit müssen wir lernen.

Was denn?

Die GAL muss jetzt inhaltlich und personell die Zeichen für einen Neustart geben, die Kräfte bündeln und die Herausforderungen annehmen. Dazu gehört, Projekte mit unverwechselbarem grünen Profil zu entwickeln, dazu gehört eine offensive Kritik am Rechtssenat und eine glaubwürdige Oppositionspolitik. Das Ziel muss sein, jederzeit wieder Regierungsverantwortung in Hamburg übernehmen zu können.

Welche Projekte, welche Themen will eine GAL-Chefin Heyne setzen?

Wir sollten uns etablieren als Partei der Generationengerechtigkeit in der Sozial- und in der Umweltpolitik. Zudem müssen wir unsere Kompetenzen in der Bildungspolitik deutlich machen. Die neue Pisa-Studie bestätigt gerade die von der GAL in Hamburg durchgesetzte sechsjährige Grundschule, da sind wir schon länger als andere auf dem richtigen Weg.

Ein Weg, der aber von der alten gesellschaftlichen Basis wegführte.

Sicher müssen wir uns Verbänden und Initiativen verstärkt als Kristallisationspunkt ihrer Anliegen anbieten, aber keinesfalls anbiedern. Das sehe ich nüchtern: In der Opposition fällt diese Kooperation leichter, als Ex-Regierungspartei, die wieder regieren will, müssen wir aber immer das Machbare im Auge haben.

Und der personelle Neustart? Kristin Heyne stand in Hamburg nicht so in der direkten Verantwortung wie manche andere, als völlig Neue gehen Sie aber nicht durch.

Sicher. Meine jetzt sieben Jahre als Bundestagsabgeordnete sehe ich eher als Vorteil: Ich kann und will dafür sorgen, dass die Vernetzung zwischen Bundespartei und GAL intensiver wird. Als Parteichefin in Hamburg bringe ich mein bundespolitisches Profil mit ein, in Berlin kann ich als GAL-Vorsitzende zusätzliches Gewicht für Landesanliegen in die Waagschale werfen. Auch denke ich, dass meine bundespolitischen Kompetenzen im Wahlkampf für den Bundestag im nächsten Herbst hier in Hamburg ein Pfund sind, mit dem die GAL wuchern kann.

Wie wollen Sie den Spagat zwischen Hamburg und Berlin hinbekommen?

Dafür bedarf es effektiver Arbeitsstrukturen. Natürlich werde ich deutlich mehr in Hamburg präsent sein. Im Übrigen sind etliche, auch Hamburger, Bundestagsabgeordnete in ihren Ländern Parteichefs: Dirk Fischer bei der CDU, Olaf Scholz hat dies für die SPD auch gemacht. Was die Herren können, kann ich auch.

Interview: smv

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