: Hitlers Liebste
Ein Bunkermärchen in den Katakomben: das Eine-Frau-Stück „Eva. Hitlers Geliebte“ zeigt Eva Brauns Todesnacht
Eine Frau sitzt in einem kahlen Bunker und redet. Von ihrer Schauspielerkarriere, von schicken Kleidern, ihrer Familie und ihrem Mann. Der hantiert unsichtbar in einem Raum neben ihr. Und hat nie Zeit für sie, weil „wir ’nen Krieg haben“.
Eva Braun in der letzten Nacht vor dem Selbstmord im Führerbunker, just verheiratet, naiv, dumm, trinkt zuviel, spricht zuviel, wird wütend, ist glücklich, versteigt sich in Star-Fantasien, versteht nichts und sieht doch immer klarer, dass das Ende naht: ihr und Hitlers Ende, und das Ende des Dritten Reichs.
Sonja Hilberger hat sich für den Monolog der Eva Braun den denkbar gruseligsten und authentischsten Spielort ausgesucht: die Katakomben in Schöneberg. Hier steht sie auf einer kleinen Bühne im fensterlosen, hochgemauerten Keller, ihre Worte verhallen im Dunkel, lächelt, weint, spielt mit ihren Erinnerungen, spinnt sich in Wunschwelten hinein. Eva Braun wirkt manchmal harmlos, manchmal ahnungslos, so sehr, dass es weh tut. Keine historische Rekonstruktion habe er versuchen wollen, erklärt der Autor Stefan Kolditz, sondern die Geschichte der Abhängigkeit einer Frau von einem Mann erzählen. Mit der Berliner Theater- und Filmschauspielerin Sonja Hilberger hat er eine Darstellerin gefunden, die Evas furchtbare Ahnungslosigkeit und Liebe so eindringlich verkörpert, dass man in dem bedrückenden Bunker sitzt und ihr fassungslos zuhört, wenn sie über ihren „Wolf“ redet, über „die Wessely, die Riefenstahl“, die deutschen Führer und die deutschen Autos und die Russen: „So nah. Vorgestern waren sie doch erst in Pankow.“
Hilberger reflektiert das „schuldige Opfer Frau“ Eva auf der Bühne mit Verständnis und Ekel, und präsentiert damit einen Teil Geschichte, der sonst im wahrsten Sinne des Wortes im Verborgenen gedieh: Eva Braun war 16 Jahre lang die Geliebte Hitlers, bevor er sie heiratete und ihre Hochzeitsnacht zur letzten Nacht machte. JZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen