Banken sind studentenfreundlich

Abriss abgewendet: Studentendorf Schlachtensee soll mit 45 Millionen Mark erhalten, saniert und weiter betrieben werden. Bayerische Landesbank sichert Kredit zu, Senat muss dem studentischen Konzept noch endgültig zustimmen

Willy Brandt, Berlins früherer Regierender Bürgermeister, legte 1957 den Grundstein. Einer seiner Nachfolger, der heuer in die städtische Ahnengalerie verbannte Eberhard Diepgen (CDU), wollte es im Jahr 2000 abreißen. Doch Willy Brandts Grundstein wird bleiben. Nach dreijährigem Streit zwischen dem Senat sowie dem Studentenwerk und den Bewohnern des Studentendorfs Schlachtensee ist es gelungen, das denkmalgeschütze Ensemble in Zehlendorf zu retten. Die von den Studenten in diesem Jahr gegründete „Arbeitsgemeinschaft Studentendorf Schlachtensee“ hat nach der Vorlage eines Sanierungskonzepts nun auch die Zusage von Banken mit einem Kredit von 45 Millionen Mark, die marode Anlage kaufen und modernisieren zu können. Zugleich sollen freie Teile des Geländes an einen Bauträger veräußert und mit Wohnungen bebaut werden.

Nach Auskunft von Johannes Prüßner und Jens-Uwe Köhler, beide Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, ist die Bayerische Landesbank gemeinsam mit dem privaten Bauinvestor NDC GmbH bereit, der Initiative den Kredit in Millionenhöhe zur Verfügung zu stellen. Damit könne das Gelände mit seinen rund 1.000 Studentenbuden, einem Gemeinschaftshaus und der Parkanlage vom Land gekauft und saniert werden. Außerdem sei geplant, das Studentendorf nach dem Umbau weiter zu betreiben. Das Land, sagte Prüßner am Freitag, müsse dem Konzept allerdings noch zustimmen.

Die große Koalition hatte im Mai 2001 beschlossen, das Studentendorf zu schließen und es als Kompensationsgeschäft für die Finanzierung der Berlinischen Galerie in Kreuzberg für 23,5 Millionen Mark zu verkaufen. Nach einem Bieterverfahren erhielt der Investor ID & A den Zuschlag für den teilweisen Abriss und den Neubau für private Wohnungen. Bisher gibt es allerdings noch keinen Kaufvertrag. Auch wird gemunkelt, das Unternehmen ID & A habe Finanzierungsprobleme. Der Bezirk, die Grünen und die PDS sowie Denkmalschützer und Architekten sprachen sich in der Vergangenheit gegen die Neubebauung aus.

Zugleich hatten die Studenten gemeinsam mit Berliner Architekten, darunter Ex-IBA-Direktor Hardt-Waltherr Hämer sowie der Bascet-Immobilien GmbH ein Konzept zur Erhaltung und zur Fortführung als Studentendorf vorgelegt. Bernd Köppl (Grüne), Koordinator in der Wissenschaftsverwaltung, hatte daraufhin den Senat gebeten, bis zur endgültigen Klärung eines Finanzierungskonzepts der Initiative den Verkauf an die ID & A auszusetzen. Außerdem machte der Politiker keinen Hehl aus seiner Haltung, dass es notwendig sei, das Ensemble aus dem 50er-Jahren insbesondere für ausländische Stipendiaten als Wohnort zu sichern.

Nach Ansicht von Kultursenatorin Adrienne Goehler bedeutet die Finanzierungszusage der Bank und des privaten Bauträgers den Durchbruch für den Erhalt des Studentendorfs Schlachtensee. „Es müsste klappen“, mit dem Konzept und dem Kredit von 45 Millionen Mark die frühere Senatsentscheidung zu revidieren. Insbesondere Bausenator Peter Strieder (SPD), der auf den Verkauf des Geländes an einen Investor gedrängt hatte, muss nun sein Plazet für das Studentenkonzept geben. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft soll die Siedlung spätestens in 20 Jahren in eine gemeinnützige private Stiftung überführt werden. ROLF LAUTENSCHLÄGER