: Taliban-Regime am Ende
Tausende Taliban -Kämpfer ergeben sich in Kandahar. Stadt unter Kontrolle von Stammesrat. Taliban-Führer Mullah Omar ist auf der Flucht. Bergfestung Tora Bora weiter umkämpft
ISLAMABAD dpa/afp/taz ■ Nach zwei Monaten Krieg in Afghanistan ist das Taliban-Regime besiegt. Tausende Milizen ergaben sich am Freitag in der letzten verbliebenen Taliban-Hochburg Kandahar kampflos den einrückenden Oppositionstruppen. Ein paschtunischer Stammesrat übernahm die Kontrolle, nachdem die Stadt wochenlang von der US-Luftwaffe bombardiert worden war. „Die Taliban-Regierung ist am Ende“, sagte ein Sprecher des Stammesrats. Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar befinde sich auf der Flucht.
Nach Angaben der Taliban sind bei den US-Luftangriffen auf Kandahar in den vergangenen zwei Monaten rund 10.000 Menschen getötet worden.
Am Freitagnachmittag herrschte in den Straßen von Kandahar gespenstische Ruhe. Geschäfte waren geschlossen, die Menschen blieben aus Angst zu Hause. Der designierte Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, sagte im US-Fernsehsender CNN, nach dem friedlichen Einmarsch seiner Truppen sei es in Kandahar zu Plünderungen gekommen. Bewaffnete Banditen würden Läden und die Lager internationaler Hilfsorganisationen plündern. Um Kandahar dauerten die Kämpfe nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums auch nach der Kapitulation der Taliban an.
Hamid Karsai hatte die Aufgabe der Taliban am Vortag persönlich ausgehandelt. Taliban-Kämpfer, die keine Verbrechen begangen haben, sollen amnestiert werden. Offenbar auf Druck der USA stellte Karsai später klar, dass die Amnestie nicht für Taliban-Chef Mullah Omar und nicht für ausländische Taliban-Kämpfer gelte. Omar müsse in Afghanistan vor Gericht.
Schwere Kämpfe tobten um die Bergfestung Tora Bora. Mehrere Dutzend Al-Qaida-Kämpfer seien getötet worden, hieß es. Anti-Taliban-Einheiten hatten nach eigenen Angaben eines der „Hauptlager“ Bin Ladens entdeckt. Von Bin Laden fehle aber weiterhin noch jede Spur.
brennpunkt SEITE 5
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen