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Bin Laden entzieht sich seinen Jägern

Afghanische Nordallianz meldet Einnahme der Höhlen von Tora Bora und Flucht von Ussama Bin Laden in einen Wald

TORA BORA ap/rtr/dpa/taz ■ Alle 30 Minuten flogen gestern US-Kampfflugzeuge Einsätze in dem Gebiet um den Höhlenkomplex Tora Bora im Osten Afghanistans, in dem Ussama Bin Laden vermutet wird. Die afghanische Nordallianz allerdings will Tora Bora inzwischen selbst eingenommen haben. Bin Laden habe sich nun mit rund 1.000 Kämpfern in den nahe gelegenen Wald von Spin Ghar geflüchtet, wo er seine Truppen persönlich anleite. Ein CNN-Korrespondent berichtete, die Al-Qaida-Truppen leisteten erbitterten Widerstand, die Taliban-Gegner kämen nur sehr langsam voran.

„Ussama hat selbst das Kommando übernommen“, sagte Nordallianzsprecher Mohammad Amin gestern in Dschalalabad. „Er ist mit Sicherheit hier.“ Der designierte afghanische Regierungschef Hamid Karzai sagte hingegen: „Wir wissen nicht, wo Ussama ist. Wir suchen ihn. Ich bitte Dorfbewohner um Kandahar, unablässig aufzupassen und ihn oder jeden anderen Araber anzuhalten.“ US-Generalstabschef Richard Myers behauptete über Bin Laden: „Wir glauben im Großen und Ganzen zu wissen, wo er sich aufhält.“

Mit Fotos von Al-Qaida-Führern ausgerüstete US-Marineinfantristen konzentrierten sich unterdessen in der Umgebung Kandahars darauf, Taliban-Kämpfern die Fluchtwege abzuschneiden – Taliban-Chef Mullah Omar wird nach wie vor in Kandahar oder Umgebung vermutet. „Wir sind relativ erfolgreich“, sagte Myers. Vor der pakistanischen Küste durchsuchten US-Soldaten mehrere Schiffe nach möglicherweise fliehenden Taliban. „Bislang ohne Glück“, so Myers.

Was aus Bin Laden wird, könnte entscheidend davon abhängen, wer ihn zuerst findet. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, britische Truppen würden ihn den USA nur dann übergeben, wenn ihm dort nicht die Todesstrafe droht.

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