: UNO bunkert Nobelpreismillionen
Das mit dem Preis an die UN-Blauhelme 1988 vergebene Geld liegt noch unberührt auf einem Konto
STOCKHOLM taz ■ 943.000 Dollar, also runde 2 Millionen Mark, konnten die Vereinten Nationen gestern von der Verleihung des Friedensnobelpreises mit nach New York nehmen. Bislang ist unklar, wozu dieses Geld verwendet werden soll. Und die Geschichte lehrt, dass dies nicht einfach zu sein scheint.
Die 300.000 Dollar, deren Erhalt 1988 mit dem Friedensnobelpreis an die UN-Blauhelme verbunden war, liegen nämlich nach wie vor auf dem Konto einer Osloer Bank. Unberührt. Das stellte sich 1996 heraus, als eine dänische Vereinigung von Blauhelmveteranen offiziell in New York nachfragte, was eigentlich aus dem Preisgeld geworden sei. Nach monatelangem Schweigen kam die Antwort: nichts. Das Geld verzinse sich auf einem Konto.
Die „Nordic Blue Berets“, eine Vereinigung nordischer Blauhelmsoldaten, machte daraufhin den Vorschlag, das Geld doch einem Fonds zu stiften, aus dem Angehörige gefallener Soldaten von UN-Friedenstruppen unterstützt werden könnten. Die Idee fiel auf keinen fruchtbaren Boden. Offenbar war sie zu unspektakulär. Der heutige UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte 1998, zehn Jahre nach der Preisverleihung, eine seiner Meinung nach bessere Idee: Man solle mit den Preisgeldern ein Denkmal vor dem UN-Hauptquartier in New York errichten. Norwegen und Schweden wurden beauftragt, dem UN-Sekretariat Vorschläge zur Gestaltung zu unterbreiten. Doch alle der UN-Jury bislang unterbreiteten Entwürfe wurden von dieser nicht akzeptiert. Inzwischen hat die federführende schwedische Kunstakademie keine Lust mehr, weitere KünstlerInnen mit Entwürfen zu beauftragen. Sie gab zu verstehen, mit der UN-Jury sei nicht zusammenzuarbeiten.
Schwedens UN-Botschafter Pierre Schori teilte mittlerweile mit, er habe zuletzt vor dem 11. September ein Gespräch zum Thema mit der Jury gehabt. Dabei habe sich die Entscheidung für einen der vorgelegten Entwürfe abgezeichnet. Die zwischenzeitliche Entwicklung habe diese wohl wieder verzögert. REINHARD WOLFF
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