Fast alle sind glücklich

Durch den Karlsruher LER-Vorschlag fühlen sich die Schulexperten der Parteien bestätigt

Karlsruhe hat gesprochen – und alle fühlen sich bestätigt. Den gestrigen Vergleichsvorschlag des Bundesverfassungsgerichts zum brandenburgischen Pflichtfach „Lebensgestaltung/Ethik/Religionskunde“ (LER) sehen Schulexperten der hiesigen Parteien als Stärkung jeweils ihrer Position: Die Berliner Diskussion um Werte-Unterricht stockte bisher auch deshalb, da stets auf einen Spruch der obersten Richter zu LER gewartet wurde.

SPD-Schulexperte Karlheinz Nolte sagte, nach dem Vorschlagaus Karlsruhe sei LER als verfassungskonform einzustufen. Nun könne man mit den Kirchen, die stets einen Wahlpflichtbereich wollten, auf neuer Grundlage verhandeln. Die SPD sei für einen verpflichtenden wertorientierten Unterricht und ein Ende des derzeitigen Zustands, dass die Schüler keinerlei Werte-Unterricht belegen müssen.

Seine Fachkollegin von der PDS, Siglinde Schaub, sagte, die Einführung eines LER-ähnlichen Faches hier in Berlin sei nun möglich, auch wenn es da finanzielle Hindernisse geben könnte. Einig sei man sich mit den Wahlpflichtfachvertretern, dass an der Schule das Wissen über Religion vertieft werden müsse und es auch einen Nachholbedarf bei der Vermittlung ethisch-philosophischer Werte gebe.

Nach Ansicht der FDP-Schulexpertin Mieke Senftleben ist der Vorschlag aus Karlsruhe „ein Erfolg“ für die Kirchenposition. Das „Konsequenteste“ wäre es nun, einen Wahlpflichtbereich mit Religion und Ethik-Philosophie einzuführen. Auch Stefan Schlede von der CDU wertete den Vergleichsvorschlag als Votum für ein „ordentliches Fach“ Religion. Eine Ankopplung der Werteerziehung nur an die Sozialkunde sei nicht mehr möglich.

Einzig der grüne Schulfachmann Özcan Mutlu kritisierte die Richter. Dass sie kein Urteil gesprochen hätten, sei „nicht in Ordnung“. Die für Brandenburg vorgeschlagene Regelung sollte Berlin nicht übernehmen.PHILIPP GESSLER

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