: To get the girl
FC St. Pauli hat mit Axe einen neuen Sponsor, weil der auch magisch-dunkle Seiten hat ■ Von Peter Ahrens
Wer denkt bei „Selbstironie, Ehrlichkeit, Humor“ und der „verführerischen Art, dadurch die Zuneigung zeitgemäßer Frauen zu gewinnen“ als erstes an den FC St. Pauli? Wer denkt dabei zuerst an Axe? Eben. Auch wirklich niemand. Und deswegen „passen die beiden Marken besonders gut zusammen“, findet der PR-Manager des Duftes, der Frauen provoziert, Stefan Reichers-torfer. Axe wird neuer Sponsor des Bundesliga-Schlusslichtes, weil „somit zwei Pole deutscher Popkultur zusammenfinden“, wie Axe das formuliert. Oder noch dreister: „Zwei kreative und ironische Originale der Gegenwartskultur gehen eine Allianz ein.“
Die Agentur, die für Axe die Pressearbeit macht, heißt natürlich „Megacult“, und da kann man am Wegesrand stehen und abwarten, bis das Wort von den „Kultkickern vom Kiez“ vorbei spaziert. Man muss nicht lange warten. Neben Reicherstorfer sitzt St.Pauli-Trainer Dietmar Demuth zur offiziellen Sponsoren-Vorstellung auf dem Podium, aber Demuth sagt an diesem Tag gar nichts. Und auch Spieler Christian Rahn ist maulfaul und sagt nur, dass er Axe schon mal probiert hat, seine Freundin aber nicht durch Axe kennen gelernt hat. Was erstaunlich ist, denn die Philosophie von Axe ist einfach: „Wir sagen den Männern, dass sie Frauen damit anziehen können.“ In Kürze: „Axe helps you to get the girl.“ Besser wäre to get the goal.
Rahn, Lotter, Bulat heißen die Models, mit denen Axe das Thema Fußball „intelligent, witzig, provokant“ verkaufen will – „so wie es zu Axe eben passt“. Wenn die Kicker schon keinen Torriecher entwickeln, sollen sie wenigstens auf diese Weise Duftmarken setzen und ihre Gegenspieler damit auf Distanz halten können. Auf dem Foto-Shooting für die Plakatkampagne des Neu-Sponsors hechtet St.Pauli-Torwart Bulat nach einem Duschgel, und tatsächlich erwischt er es noch vor der Torlinie und hält es stolz in der Hand. Tipp: Der nächste Hauptsponsor sollte „Ball“ heißen, dann hätte Bulat ihn vielleicht auch mal.
Axe hat übrigens auch eine „magische dunkle Seite“, gibt Reicherstorfer bekannt, das ist die schwarze Farbe der Produkte – genau wie St. Paulis Totenkopf, das ist nun mal der „augenzwinkernde Humor, der auch Axe beseelt“. Demnächst gibt es am Millerntor zum Bayern-Heimspiel Axe-Events. Fans können am Millerntor in überdimensionalen Duschkabinen duschen – das Spiel findet übrigens im Februar statt – und dabei Eintrittskarten für das Bayern-Match gewinnen. Klar, alles Selbstironie. Ernst gemeint ist wohl nur ein Satz aus der Pressemitteilung: „Mit dem Engagement für den FC St. Pauli etabliert das Unternehmen einmal mehr einen neuen Trend: Mit dem Verein aus St. Pauli setzt man nicht auf die sportliche Nummer sicher.“
Das alles läuft unter dem Motto: Wie ich doch noch HSV-Fan wurde.
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