... und alle fragen offen

Sagt’s noch einmal

Marcel Reich-Ranicki: Darf ich vielleicht auch was sagen? Oh nein, Frau Löffler, Sie wollten, bitte nach Ihnen.

Sigrid Löffler: Nein nach Ihnen.

R.-R.: Immer nach Ihnen.

Helmuth Karasek: Darf ich eine Antwort ohne Frage geben? Das Buch liest sich sehr angenehm.

L.: Nein.

R.-R.: Ob [. . .] ein Schriftsteller zu schildern hat, dass jemand einen Bleistift in die Tasche gesteckt hat oder ein Glied in die weibliche Scheide – der Vorgang als solcher ist vom schriftstellerischen Aufwand her genau derselbe. Hören Sie zu, Herr Glotz, es ist höchste Zeit, dass Sie das erfahren. Es kommt darauf an, die psychischen Begleitumstände zu zeigen!

K.: Die sind beim Bleistift geringer.

Peter Glotz: In unserem Beruf muss man das bezweifeln.

R.-R.: Aha. Sagen Sie übrigens, Frau Löffler, wenn ich mir eine Frage erlauben darf: Ist das vielleicht ein postmoderner Roman?

L.: Ach Gott (winkt ab). [. . .] Das bringt ja ohnehin nichts, und die Postmoderne ist außerdem vorbei.

R.-R.: Oh, das ist ja eine gute Nachricht. Ich habe gar nicht gemerkt . . . sie ist vorbei, die Postmoderne.

L.: Ja, Sie können sie abhaken. Sie haben nicht bemerkt, dass die Postmoderne da war. Jetzt können Sie sich darüber freuen, dass sie vorbei ist.

R.-R.: Oh, nach einem solch harten Wort gibt’s nur eine Möglichkeit, nämlich zu sagen: Wir sehn betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen.