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Kompromiss in Kabul

Chef der Übergangsregierung in der Hauptstadt eingetroffen. Präsident Rabbani will Macht abgeben

KABUL dpa/rtr ■ Afghanistans designierter Regierungschef Hamid Karsai ist gestern in Kabul mit dem noch als Präsident amtierenden Burhanuddin Rabbani zusammengekommen. Ein Sprecher Rabbanis sagte, die beiden hätten die politische Situation in Afghanistan, insbesondere in Kandahar, diskutiert. Der zukünftige Chef der Übergangsregierung werde bis zur Machtübergabe als Rabbanis Gast im Präsidentenpalast bleiben, sagte der Sprecher.

Als wichtigstes Ziel der neuen Regierung bezeichnet Karsai die Sicherheit. „Die erste Priorität ist völliger Frieden und Sicherheit für das Volk Afghanistans“, sagte er dem britischen Sender BBC. Nach seinem Treffen mit Rabbani kam Karsai auch mit Vertretern seiner Übergangsregierung zusammen, die aus 23 Ministern und 5 Vizeregierungschefs bestehen und am 22. Dezember ihre Arbeit aufnehmen wird.

Karsai war am Mittwochabend in der afghanischen Hauptstadt eingetroffen. Zuvor hatte er in der unter seiner Führung eroberten ehemaligen Taliban-Hochburg Kandahar zwischen rivalisierenden Stammesführern vermittelt. Die Taliban hatten sich vor einer Woche in der südafghanischen Stadt ergeben. Danach hatte Karsai mit den Stammesführern einen Kompromiss ausgehandelt, demzufolge die Kommandatur von Kandahar an den früheren Stadtkommandanten Gul Agha geht.

Obwohl Noch-Präsident Rabbani am Mittwoch noch Kritik an der auf dem Petersberg bei Bonn verhandelten Vereinbarung über die künftige Regierung Afghanistans geäußert hatte, kündigte er an, die Macht an den Paschtunenführer Karsai zu übergeben. Die Vereinbarung sei, so Rabbanis Kritik, nur auf Druck ausländischer Mächte zu Stande gekommen.

Rabbani wurde Präsident, als die Mudschaheddin 1992 die Macht von der prokommunistischen Regierung übernahmen. 1996 wurde er von den Taliban aus Kabul vertrieben. Die Vereinten Nationen sehen ihn nach wie vor als Präsidenten des Landes.

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