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musikinstrumente

Nomadische Geigen

Über den „Klang der Welt“ zu schreiben ist das ambitionierte Ziel von Lucie Rault in ihrem Fotoband über Musikinstrumente. Steinzeitliche Höhlenzeichnungen werden als Beleg für frühgeschichtliche Klangkulturen gezeigt – sie befinden sich an Orten, an denen das Echo besondere Qualitäten entwickelt. Alle denkbaren Arten von Musikinstrumenten von der Vorzeit bis heute werden vorgestellt. Im Mittelpunkt steht ihre Bedeutung für soziale oder religiöse Gemeinschaften. Man erfährt etwa, dass in Benin klingende Schrabstäbe oder in Südkorea eine über drei Meter hohe Glocke die Symbole der Macht darstellten. In der ersten Hälfte des Buches wird darüber hinaus eindrücklich belegt, dass Musikinstrumente ihren hohen Symbolwert aus der spirituellen Bedeutung von Klängen gewonnen haben. Der Pfiff auf einer Rentierknochenflöte friert die Bewegung dieser Tiere ein. Ein guter Grund, dieser Flöte „magische“ Qualität zuzuschreiben. Ob Schamane oder Candomblé-Priester, Geistwesen werden überall auf der Welt mit verschiedenartigen Rasseln herbeigerufen.

So faszinierend die Beispiele im Einzelnen sind, so fehlt es manchmal an weiterführenden Gedanken. Beispielsweise wenn von der „nomadischen Geige“ die Rede ist, von Streich- und Zupfinstrumenten, die über den ganzen Erdball gewandert sind, jedoch nicht davon, wie wenig Musikinstrumente bisher als Zeugnisse eines jahrtausendealten interkulturellen Dialogs wahrgenommen werden. CHRISTIANE GERISCHER

Lucie Rault: „Vom Klang der Welt – Echo der Vorfahren bis zu den Musikinstrumenten der Gegenwart“. Frederking & Thaler 2001, 240 Seiten, 236 Farbfotos, 98 DM

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