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Es wird immer einsamer um Biedenkopf

Auch Sachsens CDU-Generalsekretär lästert jetzt über den Ministerpräsidenten. Der will „in den Weihnachtsferien nachdenken“. Ikea-Filialleiter berichtet über forsches Auftreten der Biedenkopfs beim Rabattkauf im Möbelhaus

DRESDEN taz ■ Der Kreis derer, die noch zu Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf halten, schrumpft weiter. Nach der PDS, der SPD und vier CDU-Abgeordneten äußerte nun auch der Generalsekretär der sächsischen Union, Hermann Winkler, seinen Unmut über den Regierungschef. „Ich habe keine Lust, im Bundestagswahlkampf statt über gescheiterte rot-grüne Politik mit den Leuten über Biedenkopfs Rabatte zu diskutieren“, soll er in der letzten CDU-Fraktionssitzung gesagt haben. Winkler war im September vom neu gewählten CDU-Landesvorsitzenden und Biedenkopf-Konkurrenten Georg Milbradt zum Generalsekretär bestellt worden. Auch der frühere Generalsekretär der Bundes-CDU, Ruprecht Polenz, äußerte sich inzwischen offenbar kritisch über Kurt Biedenkopf.

Im Landesverband Sachsen gibt es aber noch kein anderes Szenario für einen möglichen Machtwechsel als das vom Ministerpräsidenten vorgegebene. „Das geht nicht ohne Biedenkopf“, heißt es aus Parteikreisen. Der 71-Jährige wollte ursprünglich die Bundestagswahl 2002 abwarten. Auf den Fluren des Landtages wird jedoch der 10. Januar als kritisches Datum angesehen. Dann soll Biedenkopf nochmals vor dem so genannten Paunsdorf-Untersuchungsausschuss aussagen, der Amigo-Vorwürfe bei der Errichtung und Anmietung eines Leipziger Behördencenters klären soll. Biedenkopf äußerte am Freitag, er wolle „in den Weihnachtsferien nachdenken“. Durch die Nachfolgediskussion sei eine Spannungssituation entstanden.

Die Diskussionen über Dienstwagenprivilegien, teures Inventar aus der ehemaligen Wohnung im Regierungsgästehaus und zuletzt der Rabattkauf bei Ikea schränken Biedenkopfs Handlungsspielraum immer mehr ein. Für neuen Ärger sorgte der Dresdner Ikea-Filialleiter. Er widersprach der Darstellung des Ehepaars Biedenkopf, der 15-Prozent-Rabatt sei zuvor ausgehandelt worden. Vielmehr hätten das forsche Auftreten der Biedenkopfs und ihrer Bodyguards offenbar das Personal beeindruckt. MICHAEL BARTSCH

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