: Al-Qaida weggebombt
Nach dem Verlust ihrer Höhlenfestung Tora Bora versuchen die letzten Einheiten von al-Qaida, sich über die Berge nach Pakistan abzusetzen. „Dies ist der letzte Tag von al-Qaida in Afghanistan“
TORA BORA afp/ap/rtr/taz ■ Tora Bora ist endgültig gefallen. Die afghanische „Ostallianz“, verbündet mit den USA, meldete gestern, nach knapp zwei Wochen Dauerbombardement sei die gesamte Region um die Bergfestung befreit. „Dies ist der letzte Tag von al-Qaida in Afghanistan“, sagte Kommandeur Mohammed Saman über die von Ussama Bin Laden geführte Organisation. „Unsere Leute haben die Lage unter Kontrolle.“ Colin Powell bestätigte im US-Fernsehen die Frage, ob al-Qaida jetzt besiegt sei, mit den Worten: „Das scheint der Fall zu sein.“
Bei ihrer gestrigen Offensive war die Allianz in zwei parallel gelegene Täler vorgerückt, um die Bergfestung von beiden Seiten anzugreifen. Al-Qaida blieb damit nur der Rückzug durch ein Waldgebiet, über dem US-Kampfflugzeuge zahlreiche Brandbomben abwarfen. Das Bombardement schien mit dem Sturm der Allianz auf die Bergfestung aufzuhören. Die mit den USA verbündeten afghanischen Milizen töteten bei den Gefechten nach eigenen Angaben mindestens 200 Al-Qaida-Kämpfer.
Am Samstag drangen US-Eliteeinheiten in das Höhlen-und-Tunnel-System von Tora Bora ein. Wo Ussama Bin Laden ist, wissen die Eroberer von Tora Bora aber nicht. Kommandant Saman sagte, er habe darüber derzeit keine Informationen. In einer Höhle, in der Bin Laden zuletzt vermutet wurde, hätten sich sechs andere Personen verborgen, berichtete Ostallianz-Kommandeur Hasrat Ali. Ein Mann sei bei den Kämpfen getötet worden, die anderen fünf wurden festgenommen. Die Ostallianz-Truppen durchsuchten die Region „Meter für Meter“, erklärte Ali.
Die USA hatten erst am Samstag von neuen Hinweisen gesprochen, dass sich Bin Laden noch immer in Tora Bora aufhalte. Gestern bekannte US-Außenminister Colin Powell: „Wir wissen nicht, wo er ist.“ Mehrere hundert Al-Qaida-Kämpfer sind unterdessen auf der Flucht. Spezialeinheiten der US-Streitkräfte sind nach US-Angaben an der afghanisch-pakistanischen Grenze stationiert, um deren Einsickern nach Pakistan zu verhindern, begleitet von US-Luftangriffen auf die Grenzregion. Auch 4.000 pakistanische Soldaten sind in der betroffenen Region stationiert.
Nach pakistanischen Berichten sind bislang 31 Al-Qaida-Kämpfer bei der versuchten Flucht über die Grenze verhaftet worden, mehrheitlich Jemeniten. In Pakistan werden außerdem ein Franzose, ein Algerier und zwei Saudis festgehalten, die zu al-Qaida gehörten.
brennpunkt SEITE 2
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen