Die besten Freunde des Hüftgelenks

■ Bremer züchten jetzt blitzschnell Diamanten

„Diamonds are a girl's best friend“ – Diamanten sind nicht nur die besten Freunde von Marilyn Monroe, sondern auch die fast verschleißfreier künstlicher Hüftgelenke. Noch ist es allerdings Zukunftsmusik, durch Diamantbeschichtung Hüften haltbarer zu machen.

Zum Glück gibt es da die Experten von der Weser. Das Bremer Institut für angewandte Strahltechnik (BIAS) entwickelt derzeit ein Verfahren, mit dem die Diamantenzüchtung in einigen Jahren möglich sein soll. In der Medizin wie in der Industrie könnten damit Teile kostengünstiger und schneller als bisher mit „dem härtesten Material, das es gibt“ beschichtet werden.

Nicht nur Hüften, sondern auch Motorenteile in der Formel I, Herzklappen, künstliche Kniegelenke oder Kunststoff-Brillengläser sind zukünftig in der Mache. Das erklärte gestern – nicht ohne Stolz – BIAS-Leiter Gerd Sepold. Denn: Das Ganze läßt sich offensichtlich gut kommerziell nutzen. Die Oberflächenbehandlung mit im Labor hergestellten Diamanten sei sehr gefragt.

Das Problem war bislang, dass diese Diamanten nur bei Unterdruck in Vakuumkammern hergestellt werden konnten. Für eine Schicht von einem Millimeter braucht man 1000 Stunden, also fast 42 Tage.

Die Kosten je Stunde liegen bei 153 Euro (300 Mark)“, erklärte Sepold. Das neue Verfahren züchtet die Diamanten an der Luft. Zwar seien die Kosten höher, doch die Herstellung dauere nur noch 1000 Minuten, also rund 16,5 Stunden. Ein weiterer Vorteil sei, dass beispielsweise Werkzeuge punktgenau und nur an bestimmten Stellen beschichtet werden können.

Diamanten bestehen aus Kohlenstoff. Etwa drei Jahre hat das BIAS experimentiert. Der Anfang war beschwerlich. „Zuerst hatten wir nur Ruß“, berichtete der Abteilungsleiter Laser-Mikrotechnologie, Professor Simeon Metev. Dann hatten die Bremer eine pfiffige Idee.

„Das Geheimnis ist, die richtigen Bedingungen zu schaffen, damit sich die Kohlenstoffmoleküle so verbinden, dass Diamanten entstehen“, erklärt Metev. Das neue Verfahren beruht auf dem Einsatz von Laserstrahlen. Dieses gebündelte Licht heizt kohlenstoffhaltiges Gas wie Methan bis auf 20.000 Grad Celsius auf und spaltet es in seine Bestandteile.

Das Forschungsprojekt wurde mit sechs Millionen Mark gefördert, je zur Hälfte vom Bundesministerium für Forschung und von der Industrie.

Der Vorstandsvorsitzende der Roth & Rau Oberflächentechnik AG in Hohenstein-Ernsthal (Sachsen), Gerd Roth, sieht viele neue Anwendungsmöglichkeiten. In einem Pilotprojekt sollen zunächst lange Bandsägeblätter beschichtet werden. Bisher musste die Diamantschicht im aufwändigen Klebeverfahren aufgebracht werden. dpa/taz