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Sich einen Opa suchen

■ Kinderbuch über die Freundschaft zwischen zwei Jungen und einem Greis: Ulf Starks „Kannst du pfeifen, Johanna?“

Wenn man keinen Opa hat, dann sucht man sich einen. Ist doch gar nicht so kompliziert; alte, einsame Leute gibt es schließlich genug. Und warum soll unter ihnen nicht einer sein, der dankbar ist für einen zugelaufenen Enkel?

Wohltuend pragmatisch gehen die beiden Jungen im Kinderbuch Kannst du pfeifen, Johanna? des Schweden Ulf Stark die Suche an. Schlicht ist auch die Lösung: Im Altenheim findet Bertil seinen neuen Opa, der gleich mitspielt und sich freut über seinen siebenjährigen Enkel. Dass der ihm erst beibringen muss, wie sich ein Opa benimmt, ist Nebensache: Schließlich macht ihm das Spiel Spaß, und die Regeln liefern die Opa-Storys von Freund Ulf.

Eine reine Kopie von Ulfs Opa wird Nils, der Neue, trotzdem nicht: Zum Angeln fahren kann er zum Beispiel nicht, weil er sich so leicht verläuft. Macht aber nichts, dann bauen sie halt einen Drachen und feiern, als großes Finale, den Geburtstag des Opas. Zum nächtlichen Kirschenklauen schleifen sie ihn, später gibt's auf einer Lichtung Kaffee. Und all das zärtlich-humorig illustriert von Anna Höglund.

Nichts ist dabei zu spüren von Sentimentalität oder forciertem Mitleid angesichts seniler Gebrechen: Die Kinder nehmen schlicht zur Kenntnis, dass der müde Opa im Rollstuhl gefahren werden muss und dass er manchmal den ganzen Tag lang im Bett liegt. Und auch als sie ihn eines Tages nicht mehr vorfinden, weint Bertil nur kurz – aber vor allem, weil es jetzt zu spät ist, um Opa zu beweisen, dass er endlich pfeifen kann. Tja, dann pfeift er dem toten Nils eben am Sarg das Lied Kannst du pfeifen, Johanna? vor. Anstoß am kirchlichen Pfeifkonzert nimmt keiner der Trauergäste, und als die Jungen zum Abschied Nils' Drachen steigen lassen, wirkt es fast wie eine Gedenkveranstaltung, die kindlich-unbefangenen Umgang mit dem Tod zelebriert: „Auf jeden Fall hat's Spaß gemacht mit Opa“, sagt Bertil schließlich. Das Lesen dieser unaufgeregten Geschichte auch. Ob sie allerdings Erwachsenen gefällt, die auf ihre Trauerfähigkeit pochen, die oft Resultat jahrlangen, intensiven Betroffenheits-Trainings ist? ps

Ulf Stark/Anna Höglund: Kannst du pfeifen, Johanna? Hamburg: Carlsen-Verlag 2001, 48 S., 14 Mark (7,16 Euro)

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