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Kreuzüber quer

Eng beisammen in der Tanzhalle: Die Labelgruppe Lado feiert wieder ihr „Rock & Rave“  ■ Von Felix Bayer

Ein Partykonzept wird wiederbelebt. „Rock & Rave“, so stumpf und eindeutig wie möglich benannte die Hamburger Labelgruppe Lado ihre Festivals, die 1995 und 1996 die Gitarren-Sachen von L'Age d'Or und die Elektronik-Acts von Ladomat an einem gemeinsamen Termin präsentierten. Die Musikwelt liebte damals die Vermittler zwischen den Genres, Beck, Tortoise oder Chemical Brothers zum Beispiel. Die Grenzen zwischen den Stilen zu überschreiten war der Traum vieler.

Am Ende des Jahres 2001 gibt es nun wieder eine „Rock & Rave“- Veranstaltung von Lado – und die Musikwelt sieht anders aus. Es endete ein Jahr, in dem die Genres wieder reinlich geschieden schienen, auf den Platten zumindest. Die großen neuen Namen des Rock, The Strokes und White Stripes etwa, scheren sich nicht um elektronische Einflüsse. Und die elektronische Musik entdeckt die Geschichte ihrer Sounds, orientiert sich an Synthieklängen aus den 80ern. Das heißt aber nicht, dass die große Ignoranz zwischen den Genres zurückgekehrt wäre – viele wissen von vielem und picken sich überall das Liebste heraus. Da braucht es keine großen Vermittlerfiguren mehr; die einzigen, die es 2001 gab, waren die Gorillaz – Comicfiguren.

Die bekannteste Attraktion auf dem heutigen „Rock & Rave“-Abend ist die Hamburger Band Stella, und sie vereint Charaktere, die auch als Gorillaz-artige Figuren funktionieren würden. Schon weil die Band so heterogen besetzt ist, vereinen sie Genres, zu Rock und Rave kommt mindestens noch R'n'B – es wird spannend zu sehen sein, ob sie mit neuen Songs auf die veränderte Situation reagieren.

Der zweite Liveact ist Ascii.Disko, von denen bisher nur ein an DAF erinnernder Song zu hören und eine personelle Überschneidung mit der Garagen-Elektroband Venus Vegas zu erfahren war. Beide Bands stellen auch DJs ab, die klingende Namen tragen: Kat D. D. Rokk and the Venus Vegas Disco Machine, sowie Pantha du Prince. Außerdem an den Decks: Law-rence, der als Vertreter des Minimal-House-Labels Dial dessen Onkel L'Age d'Or und Tante Ladomat die Ehre gibt.

Die beiden Lado-Labels haben schon aufregendere Veröffentlichungsjahre als 2001 erlebt, aber euphorische Parties veranstalten, das können sie immer. Zumal sich Rock und Rave diesmal in den überschaubaren Räumlichkeiten der Tanzhalle St. Pauli wirklich nahe kommen – beim ersten Mal, 1995, musste man noch zwischen den Genres durch die Kälte über das Heiligengeistfeld pendeln, vom Clubheim des FC St. Pauli zu Heinz Karmers Tanzcafé und zurück.

heute, 21 Uhr, Tanzhalle

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