: Druck zur Mäßigung wächst
USA fordern von Indien und Pakistan Zurückhaltung. Delhi hat Truppenaufmarsch bald abgeschlossen, Islamabad droht Vergeltung an, will aber keine Atomwaffen einsetzen
BERLIN taz ■ Im Konflikt zwischen Indien und Pakistan sind die diplomatischen Bemühungen verstärkt worden, um eine Eskalation zu verhindern. US-Außenminister Colin Powell telefonierte am Mittwoch zweimal mit Pakistans Militärmachthaber Pervez Muscharraf und Indiens Außenminister Jaswant Singh. Powell forderte beide Seiten zur Zurückhaltung und zum Dialog auf. Neben den USA forderten in den letzten Stunden auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan, China, Großbritannien und Bangladesch die beiden verfeindeten Nachbarn zur friedlichen Konfliktregelung auf.
Powell teilte zudem mit, dass die beiden pakistanischen Islamistengruppen Laschkar e-Taiba und Jaisch e-Mohammed von den USA auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt wurden. Indien macht die beiden für den Anschluss Kaschmirs an Pakistan kämpfenden Gruppen für den Anschlag auf das Bundesparlament am 13. Dezember verantwortlich, was zu den jetzigen Spannungen zwischen Indien und Pakistan führte. „Die USA wollen mit den Regierungen Indiens und Pakistans daran arbeiten, diese Gruppen auszuschalten“, sagte Powell.
Indiens Außenministerium nannte das amerikanische Vorgehen „eine positive Entwicklung“. Delhi fordert von Pakistan eine Ausschaltung der Gruppen. Der Hausarrest des Führers von Jaisch e-Mohammed und die Sperrung der Konten der beiden Organisationen reichen Delhi nicht. Verteidigungsminister George Fernandes sagte gestern, der indische Aufmarsch an der Grenze sei in zwei bis drei Tagen beendet. Der Anschlag auf das Parlament komme einem kriegerischen Akt Pakistans gegen Indien gleich. Noch gestern wollte Indiens Sicherheitskabinett über weitere Maßnahmen entscheiden. So soll der Luftraum für Flugzeuge des Nachbarlandes gesperrt werden. Zudem wurde mit Wirtschaftssanktionen und der Ausweisung pakistanischen Botschaftspersonals gerechnet. Im Gegenzug wurden auch durch das Außenministerium in Islamabad entsprechende Einschränkungen des pakistanischen Luftraums für indische Fluggesellschaften mitgeteilt. Außerdem müsse Indien die Zahl seiner Botschaftsangehörigen halbieren. Die Zurückgebliebenen dürften Islamabad nicht verlassen. Pakistans Regierungssprecher Rashid Qureshi drohte bei einem indischen Angriff mit Vergeltung. „Wir haben die Möglichkeit, auf jede geeignete Weise zu reagieren“, warnte er laut AFP in Islamabad. Den Einsatz von Atomwaffen schloss er aber aus.
SVEN HANSEN
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