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Auch in Schweden gibt es den Euro

aus Stockholm REINHARD WOLFF

„Ich habe es jetzt schon mit vielen unterschiedlichen Währungen zu tun und der Valutaumrechner liegt ständig bereit.“ Günter Denifl gehört ein kleiner Tabak- und Souvenirladen in Stockholms Altstadt. Einem der bevorzugten Ausflugs- und Einkaufsziele ausländischer BesucherInnen. In seiner Kasse sind Dollar, Lire, Peseten, Franc, Finnmark und natürlich auch DM.

Und obwohl Schweden bei der Währungsunion nicht dabei ist, sagt er: „Für mich wird es einfacher mit dem Euro.“ Seine Kasse ist darauf programmiert, den Kronen-Betrag an Wechselgeld auszurechnen, wenn die KundInnen ihre ausländischen Scheine über die Ladentheke reichen. Die er dann bei der Bank in Kronen tauscht. Gegen Gebühr.

Und auch ansonsten hat der Euro in Schweden Spuren hinterlassen. Zwar gibt es keine generelle doppelte Preisauszeichnung. Doch die großen Ladenketten haben bereits angekündigt, dass der Euro bei ihnen eine akzeptierte Zweitwährung werden wird. Angeblich schaffen alle Kassen mühelos die Umrechnung und die Rückgabe des richtigen Wechselgelds. Das Personal ist geschult worden. Neue Geldautomaten, bei denen man mit seiner Kreditkarte neben der einheimischen Krone auch Euro- und Dollarscheine ziehen kann, sind an den Flughäfen und größeren Bahnhöfen installiert worden. Die Tageszeitungen hatten dem Euro zur Ehre sogar „Noch xx-Tage bis“-Serien gestartet, die aber vorwiegend damit gefüllt wurden, welche Alltagsprobleme die Euroeinführung für die BürgerInnen in den EU-Ländern so mit sich bringt.

Wie in anderen Euroländern dürfte auch in Schweden die bessere Transparenz bei Preisen durchaus verbraucherfreundliche Auswirkungen haben. Außerdem werden die SchwedInnen bald die Erfahrung machen, dass man das vom Spanienurlaub übrig gebliebene Geld nicht mehr als wertloses Souvenir in irgendeiner Schublade ablegt, sondern bei der nächsten Alkoholeinkaufsreise nach Rostock oder Kiel sinnvoll wiederverwenden kann. Solche Alltagserfahrungen könnten ein nicht zu unterschätzender Lerneffekt sein, wenn es um die Vorteile mit einer gemeinsamen Währung geht. Noch jedoch ist die Mehrheit für den Euro nicht gesichert, auch wenn die Zahl der Befürworter deutlich gestiegen ist. Die Ähnlichkeit der farbenfrohen Euro-Scheine mit den Scheinen des Monopoly-Spiels hat zur Eurobegeisterung nicht gerade beigetragen. Doch für die Regierung ist die Frage längst nicht mehr, ob auch in Schweden der Euro die einheimische Währung ersetzen wird, sondern nur noch wann.

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