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Brennende Liebe zu den Beatles

Seit 1997 ist der ehemalige Kerzenzieher Klaus Beyer hauptberuflicher Künstler. Seine Karriere begann freilich schon vor 30 Jahren. Jetzt zeigt die Galerie „engler & piper“ in zwei Räumen eine sehr schöne Ausstellung mit seinen Werken

Klaus Beyer. Was soll man zu ihm noch sagen, was nicht schon tausendmal gesagt worden ist? Vor dreißig Jahren begann das alles; die Liebe zu den Beatles. Da hatte sie Klaus Beyer im Radio gehört und die Texte nicht verstanden und sich ein Englisch-Wörterbuch gekauft und die Lieder in seine Sprache übersetzt.

Später vertonte er seine Versionen der Beatles-Songs. Mit Hilfe zweier Tonbandgeräte überspielte er die Instrumentalpassagen von jedem Stück, vervielfachte sie teilweise, damit die Länge des Stücks wieder hinhaut und sang seine deutschen Nachdichtungen darüber. Das war klasse, so lofi, wohnzimmer- und Art-brut-mäßig.

Anfang der 80er Jahre begann er dann damit, die Songs der Fab-Four zu verfilmen. Mit Super 8; Einzelbildtricks und wunderschönen Dekorationen. Am berühmtesten wurde das ungefähr zwei mal ein Meter große Unterseeboot, das der Kreuzberger für seinen „Yellow Submarine“-Film bastelte. Seit 1997 ist der ehemalige Kerzenzieher hauptberuflicher Künstler. Gemanagt von seinem Freund, dem „Mutter“-Bassisten Frank Behncke tourte Beyer in den letzten Jahren viel durch die Gegend, einer seiner eigenen Songs, eher ein lustiger „Die Glatze“ betitelter Sketch, wurde ab und an auf MTV gezeigt. Beyer war auch bei den Schlingensieff-Produktionen der letzten Jahre mit dabei.

Nun zeigt die Galerie „engler & piper“ in der Kastanienallee 67 in zwei Räumen eine sehr schöne Ausstellung mit Werken von Klaus Beyer und Fotos von seinen Auftritten. An den Wänden hängen vor allem die Zeichnungen, Scherenschnitte, Collagen, die er für seine Beatles-Filme angefertigt hatte. Stillgestellt sozusagen und außerhalb der Filme sind seine Bilder vielleicht noch ausdrucksstärker.

Die wunderbaren Scherenschnitte zu „Cry, Baby Cry“ und zu „Piggies“; die buntnaiven Filzstiftzeichnungen die die einzelnen Strophen von „Lucy in the Sky with Diamonds“ illustrieren oder auch die auf Schwarzweiss kopierten und dann ausgemalten Fotos, die den Künstler selber zeigen. Im weißen Unterzeug liegt er da gleich zweimal, also neben sich auf einem Bett zum McCartney-Song „Don’t be careless, lover“. Unter einer anderen kleinen Collage steht: „In dem Film ‚That day is gone‘ war ich auch eine andere Person.“

Als England gegen Deutschland spielte, malte er ein Bild für einen mit ihm befreundeten fußballbegeisterten Engländer. Die Fussballer stellte er als Flaschen dar, weil er Fussball nicht mag. Und irgendwo hängt auch ein Foto, auf dem er einem anderen großen Beatles-Fan, nämlich Daniel Johnston, ein Beatles-Bild überreicht. Dies alles ist rührend und schön und herzerwärmend im Winter. DETLEF KUHLBRODT

Klaus Beyer bei engler & piper, Kastanienallee 67, noch bis zum 6.1.02

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