: spur im desktop
Der Tod Massuds
Die von den Reportern des Wall Street Journal entdeckten Computerfiles verraten, wie am 9. September der „Löwe vom Pandschirtal“ nördlich Kabuls, der Militärchef der Nordallianz, Ahmed Schah Massud, tödlich überrascht wurde. Er war damals der Einzige, der eine ernst zu nehmende Streitmacht gegen die Taliban befehligte. Zwei „Journalisten“ waren an dem Tag bei dem misstrauischen Kriegsherrn zu Gast, Sprengsätze am Körper, Sprengsatz in der Kamera. Nach einigen Interviewfragen zündeten die Selbstmordattentäter die Bomben. Die Taliban hatten ihren Hauptfeind los, die Nordallianz ihren Führer – zwei Tage, bevor die Flugzeuge im World Trade Center und im Pentagon einschlugen.
Sofort wurden die Urheber des Attentats bei den Taliban oder im Al-Qaida-Netzwerks bin Ladens vermutet. Ein Zeuge berichtete später, die „Journalisten“ hätten angegeben, sie gehörten islamischen Zentren in Europa an. Ihre Fragen hätten gelautet: „Warum sind Sie gegen Ussama Bin Laden? Warum nennen Sie ihn einen Terroristen? Was tun Sie, wenn Sie ihn erwischen?“
Die Taliban hatten den Verdacht, sie ständen hinter dem Anschlag auf Massud, übrigens schnell mit der Begründung von sich gewiesen, sie hätten sich stolz dazu bekannt, wenn es ihnen gelungen wäre, ihren Erzfeind auszuschalten. Sie logen nicht. Das zeigen jetzt Computerfiles. Im Mai hatte auf dem IBM-Desktop jemand in einer höflichen Anfrage an Massud um ein Interview gebeten, geführt von „einem unserer besten Journalisten, Mr. Karim Touzani“. Einen Pass auf diesen Namen trug einer der beiden Mörder Massuds bei sich. TAZ
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen