: Ein Ereignis unter vielen?
betr.: „Böllerbrand in Limas Altstadt“, taz vom 31. 12. 01, „Über 300 Tote bei Brand in Lima?“, taz vom 2. 1. 02
Bei der verheerenden Brandkatastrophe in der peruanischen Hauptstadt haben offiziellen Angaben zufolge mehr als 300 Menschen ihr Leben verloren. Der taz, die laut Eigenwerbung andere journalistische Prioritäten setzt als die Konkurrenz, war dieses Ereignis in der letzten Ausgabe im alten und der ersten Ausgabe im neuen Jahr jeweils eine knappe, einspaltige Meldung wert.
Einmal angenommen, das Unglück hätte sich in Amsterdam oder Paris ereignet. Wetten, dass es den Euro von der ersten Seite ver- und die RedakteurInnen zu Höchstleistungen in Sachen Hintergrundinformation angetrieben hätte? Nach den Anschlägen vom 11. September und der Bombardierung Afghanistans ist in der taz viel über die unterschiedliche Bewertung menschlichen Lebens durch die so genannte zivilisierte Welt diskutiert worden. Die Einordnung der Brandkatastrophe von Lima als ein Ereignis unter vielen legt den Verdacht nahe, dass diese Diskussion in der Berliner Kochstraße nicht auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
UWE TÜNNERMANN, Lemgo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen