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Zinni vermittelt neue Gespräche

Nach Treffen mit Israels Premier Ariel Scharon und Palästinenserpräsident Jassir Arafat verkündet der US-Nahostbeauftragte, am Montag werde die Sicherheitskooperation beider Seiten wieder aufgenommen. Arafat muss weiter in Ramallah bleiben

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Gut einhundert Demonstranten empfingen den US-amerikanischen Nahost-Abgesandten Anthony Zinni, als er gestern früh den Landsitz von Israels Premierminister Ariel Scharon erreichte. Allerdings galt ihr Protest nicht dem US-Amerikaner sondern Scharon, der – so die Demonstranten – über den Friedensprozess nicht die Misere der Negew-Bewohner vergessen sollte. Nach den Gesprächen mit Scharon und später mit Palästinenserpräsident Arafat erklärte Zinni, dass die Kooperation zwischen Sicherheitsvertretern beider Seiten am kommenden Sonntag wieder aufgenommen werden. Zinni traf Arafat in Ramallah. Dort müsse, so Scharon gegenüber Zinni, der Palästinenserchef solange ausharren, bis er die Mörder des israelischen Tourismusministers Rechawam Seewi auslieferte.

Der US-Abgesandte nutzte mit seinem Nahost-Besuch die Gunst der Stunde – seit dem 15. Dezember, als Arafat in einer Fernsehansprache die Palästinenser zur Einstellung aller Gewaltakte aufforderte, verzeichnet die israelische Armee einen dramatischen Rückgang an Schussübergriffen in den Palästinensergebieten. Auch Sprengstoffattentate im israelischen Kernland hat es seither nicht mehr gegeben. In einem dringenden Appell erklärte der Chef der Präventiven Sicherheit in Gaza, Mohammad Dahlan, dass „Israel sich einen Anschlag derzeit nur wünscht“. Dahlan forderte die Palästinenser zu einem umfassenden Gewaltverzicht auf.

Im israelischen Kernland herrschte am Wochenende höchste Alarmstufe angesichts des sechsten Todestages von Yachije Ajasch, der 1996 per Sprengsatz in seinem Mobiltelefon getötet worden war. Die israelische Marine hatte am Freitag zudem am Roten Meer ein Boot gestoppt, das 50 Tonnen Rüstungsmaterial geladen hatte.

Für Schimon Peres ist mit der jüngsten Waffenruhe die Zeit reif, um die US-Initiativen, also den Tenet-Plan und den Mitchell-Report zur schrittweisen Befriedung der Region und die Wiederaufnahme der Verhandlungen, umzusetzen. Scharon hingegen bleibt bei der Bedingung einer hundertprozentigen Feuerpause – eine Forderung, die von der palästinensischen Führung praktisch nicht zu erfüllen ist.

Die Tageszeitung Haaretz zitierte gestern einen hohen Regierungsbeamten, der darüber klagte, dass Scharon noch immer nicht die strategische Entscheidung getroffen habe, einen Frieden zu verfolgen, der auf Kompromissen basiert.

Erst am Donnerstag zog sich die Armee aus einer Reihe der besetzten Städten zurück und hob Blockaden auf. Einige Panzer blieben indes in Ramallah in einer Entfernung von rund 300 Metern zu Arafats Unterkunft stationiert. Gleichzeitig setzt die Armee jedoch ihre Razzien in der Autonomiezone fort. In der Nähe von Nablus kam bei einer solchen Operation ein Aktivist der Hamas ums Leben. Zu den Forderungen der Palästinenser an Zinni gehört allem voran, dass Israel die Exekutionen von gesuchten Extremisten umgehend einstellt.

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