Denkmäler für neue Investoren

Das Land will seine wertvollen Industrie- und Gewerbebauten besser vermarkten, damit sie gerettet werden können

Die Sache sollte den designierten Wirtschaftssenator Gregor Gysi (PDS) interessieren. Um potente Investoren in die Stadt zu locken, stehen nicht nur rund 1,3 Millionen Quadratmeter Nutzfläche in frisch errichteten oder seit dem Fall der Mauer bestehenden Bürohäusern im Ost- und Westteil der Stadt zur Verfügung. Auch in denkmalgeschützten Industriegebäuden und Gewerbehöfen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert steht sowohl für kleinere Firmen ebenso wie für mächtige Dienstleistungs- und Wirtschaftsunternehmen eine fast ebenso große Dimension zur Verfügung. Auf 500.000 bis eine Million Quadratmeter schätzt Berlins Landeskonservator Jörg Haspel die leere Fläche in den Beständen denkmalgeschützter Industriebauten Berlins. Und nichts wäre besser, als die neuen Wirtschafts- und Technologiezweige wieder in ihre „Kulturgüter“ aus früheren Zeiten zu lenken.

Die Senatsverwaltung für Bauen, die Denkmalbehörde und der Immobilienberater Jones Lang LaSalle haben nach dreijähriger Arbeit am Donnerstag eine „Denkmalschutzstudie zur Revitalisierung gewerblich genutzter Denkmalimmobilien“ vorgelegt, die ein längst bekanntes, aber von Unternehmen immer noch mit Argwohn beäugtes Faktum offenbart: Während die Mieter und Eigentümer von alten wertvollen Gewerbehöfen mit neuer Nutzung die Arbeit und das Leben in den Gebäuden „als hochattraktiv“ beurteilten, so Bausenator Peter Strieder (SPD), vernachlässigten neue Investoren noch immer die Häuser mit ihrem typischen „Charme Berliner Industriegeschichte“. Die finanziellen Risiken der Sanierung würden von ihnen als zu hoch eingestuft und die Vorzüge historischer Architektur für eine wirtschaftliche Nutzung nicht recht erkannt.

Die Studie mache mit diesem Voruteil Schluss und verdeutliche, „dass Denkmäler nicht nur leistbar, sondern auch eine Adresse für Unternehmen sind“, sagte der Bausenator. Als Beispiele für eine gelungene Verbindung von Sanierung und Nutzung nannte die Denkmalexpertin Nicola Halder-Hass die Spreespeicher, die Hackeschen Höfe, die alten AEG- oder Bewag-Anlagen und das Scheunenviertel.

Dass sich Strieder mit der Studie nicht nur eine Korrektur der Firmenansiedlungspolitik erhofft, ist evident, da mit der privaten Nutzung und Finanzierung der Denkmäler zugleich „ein Erbe der Stadt“ gerettet werden könnte, das die Stadt allein nicht schultern kann. Zugleich musste der Bausenator auch eingestehen, dass die Lenkung der Unternehmen von Neubauten auf Denkmäler stärker initiiert werden muss als in der Vergangenheit geschehen. Mehr Fördergelder werde der Senat aber dazu nicht bereitstellen können. ROLA