: Der Abschiebung entkommen
Drei Männern gelang die Flucht aus dem Abschiebeknast. Zwei weitere wurden noch auf dem Gelände wieder gefasst
Fünf Abschiebungshäftlinge sind gestern Morgen aus dem Abschiebeknast in Köpenick geflohen. Ein 18-jähriger Türke und ein 30-jähriger Litauer wurden noch auf dem Gelände in der Grünauer Straße gefasst, teilte die Polizei mit. Von den anderen drei Männern, Jugoslawen im Alter zwischen 23 und 30 Jahren, fehlte jede Spur.
Die Männer hatten die Gitterstäbe eines Fensters im zweiten Stock durchgesägt und waren so ins Freie gelangt. Laut Polizei befanden sie sich seit mehreren Wochen in Haft, einer sollte heute abgeschoben werden.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern verwahrt in Berlin nicht die Justiz, sondern die Polizei Häftlinge in Abschiebehaft. Der Antrag dazu wird jeweils vom Landeseinwohneramt gestellt. Die Polizei konnte daher auch nicht sagen, ob es sich bei den Flüchtigen um Straftäter oder lediglich illegal in Deutschland lebende Personen handelt.
Kurz nach der Inbetriebnahme des Abschiebegewahrsams waren im Januar 1996 bereits ein 27-jähriger Tunesier und ein 22-jähriger Jugoslawe ausgebrochen. Sie hatten das Gitter am Toilettenfenster ihrer Sammelzelle durchsägt und sich an zusammengeknoteten Bettlaken abgeseilt.
Im Oktober 1997 brach in dem Abschiebegewahrsam Feuer aus. In einer mit zehn Ausländern belegten Zelle waren drei Schaumstoffmatratzen vorsätzlich in Brand gesetzt worden.
In Abschiebehaft werden Ausländer genommen, die in ihr Heimatland zurückgeschickt werden sollen, aber nicht freiwillig ausreisen wollen, sagte die Sprecherin der zuständigen Senatsinnenverwaltung Svenja Schröder-Lomb. Diese Haft diene lediglich der Sicherung der Abschiebung, nicht aber dem Strafvollzug. DPA/DDP/TAZ
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