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Sturm vor SPD-Parteitag

Tausende protestieren am ICC gegen das Aus für Uni-Klinikum Steglitz. FU-Präsident Gaehtgens: Eine Attacke auf den Wissenschaftsstandort Berlin. Demonstranten gelangen fast vor die Rednertribüne

von SABINE AM ORDE

Die meisten können es einfach noch nicht glauben. Und hoffen, dass sie mit massivem Protest hier vor dem Internationalen Congress Centrum (ICC) die Delegierten des SPD-Sonderparteitags doch noch umstimmen können. „Die können Steglitz nicht einfach dichtmachen“, sagt Katinka Marks, Medizinstudentin im Praktischen Jahr an der FU, „Berlin braucht diese Klinik.“

Mit ihr demonstrieren hier mehrere tausend Mitarbeiter des Universitätsklinikums Benjamin Franklin (UKBF) in Steglitz, aber auch Professoren und Studenten von anderen Berliner Hochschulen für den Erhalt der Uniklinik. Zum Teil in Arztkitteln und mit OP-Hauben tragen sie Skelette und Plakate. „Ich war SPD-Wähler“, steht darauf, oder: „Irren ist menschlich, Herr Wowereit. Die psychiatrische Klinik.“ Etwa 4.500 Demonstranten sind es, schätzt der Präsident der Freien Universität, Peter Gaehtgens. Selbst Humanmediziner, sieht er in den Plänen „eine Attacke auf ein erfolgreiches Universitätsklinikum, die FU und den Wissenschaftsstandort Berlin insgesamt“. Er befürchtet, dass die FU ohne den Fachbereich Medizin zweitrangig wird.

Im ICC tagt zur gleichen Zeit der SPD-Parteitag. Der soll den Koalitionsvertrag zwischen den Sozialdemokraten und der PDS absegnen – und damit die Schließung der Universitätsklinik. Der Vertrag sieht vor, dem UKBF seinen Status als Universitätskrankenhaus zu entziehen und die Klinik zu einem normalen Versorgungskrankenhaus umzuwandeln. Die Medizinstudienplätze sollen an die Charité wandern, die FU damit ihre medizinische Fakultät und den Rang als Volluniversität verlieren.

Während draußen demonstriert wird, gelangen mehrere hundert Demonstranten in den Vorraum des ICC. Sie brüllen „Türen auf!“, tröten, pfeifen und schlagen gegen die metallenen Säulen. Ein Höllenlärm. Die Polizei riegelt den Vorraum ab. Erst als die Personalratsvorsitzende des Klinikums mit einem Polizeimegafon auftritt, ziehen die meisten Demonstranten ab. Draußen spricht inzwischen Ver.di-Chefin Susanne Stumpenhusen. Berlin brauche die Wissenschaft, um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, sagt sie. Hinter ihr auf der Bühne stehen neben der FU-Führungsriege auch Monika Grütters, CDU, und Lisa Paus, Grüne. Auch HU-Präsident Jürgen Mlynek hat eine Rede angesagt. Sie alle fordern, wie das Abgeordnetenhaus im Juli beschlossen hat, die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission, die die Situation der Hochschulmedizin unter die Lupe nehmen soll.

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