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Afghanen hungern

Cap-Anamur-Chef warnt vor Versorgungskrise in Afghanistan. UN-Sicherheitsrat hebt Sanktionen gegen afghanische Zentralbank auf

BONN/WASHINGTON dpa/ap ■ Afghanistan steckt nach Angaben der Hilfsorganisation Cap Anamur in einer Versorgungskrise. Die Helfer seien nicht in der Lage, die Menschen ausreichend mit Lebensmitteln und Unterkünften zu versorgen, warnte Rupert Neudeck, Vorstand des Komitee Cap Anamur, nach seiner Rückkehr. Neudeck warf dem Auswärtigen Amt und den in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten vor, dass lebenswichtige Entscheidungen durch langwierige Verfahren verzögert würden: „Es gibt zu viele Experten, die Expertisen verfassen.“

Inzwischen sind 92 weitere Soldaten der Bundeswehr in Richtung Afghanistan gestartet. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos mitteilte, handelte es sich um die dritte Gruppe des Vorauskommandos für die UN-Schutztruppe.

Unterdessen hat der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen die afghanische Zentralbank und die Fluggesellschaft Ariana aufgehoben. Der Sanktionsausschuss strich die Zentralbank von der Liste der Organisationen, deren Konten wegen Beziehungen zu Ussama Bin Laden weltweit eingefroren wurden. Die Entscheidung des Sicherheitsrates gilt als entscheidend für die Bemühungen der Interimsregierung in Kabul, das zerstörte Land wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau kostet nach Schätzungen von UN und Weltbank im nächsten Jahrzehnt rund 15 Milliarden Dollar (16,8 Milliarden Euro).

Ein Amerikaner, der auf eigene Faust Hilfsgüter in Afghanistan verteilen wollte, ist nach Angaben seiner Frau entführt worden. Das US-Außenministerium untersuche den Fall, berichteten US-Medien gestern. Clark Bowers habe am Montag seiner Frau per Satellitentelefon berichtet, er sei in Händen eines lokalen Kriegsherren, der Lösegeld verlange.

In Kabul sind gestern Angehörige von Opfern der Anschläge des 11. September und der US-Bombenangriffe auf Afghanistan zusammengetroffen. Die von der Menschenrechtsorganisation Global Exchange organisierte Reise sieht auch Treffen mit der afghanischen Frauenministerin Sima Samar sowie mit humanitären Organisationen vor.

Der CIA hat den Bericht von ABC-TV dementiert, wonach der US-Geheimdienst von der Flucht Ussama Bin Ladens aus Afghanistan ausgehe. „Dies ist falsch. Zu einem solchen Schluss sind wir nicht gekommen“, so der CIA. ABC-TV hatte berichtet, Bin Laden sei nach Überzeugung des CIA Anfang Dezember per Schiff aus Tora Bora geflüchtet.

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