: Ein Wadenbeißer war er immer
Roland Kochs Wahlkämpfer Franz Josef Jung soll nun auch dem Kandidaten Stoiber ins angestrebte Amt verhelfen
Das passt: Franz Josef Jung aus Hessen an der Seite von Dr. Edmund Stoiber als dessen Wahlkampfmanager. Die Südschiene der Union probt den Schulterschluss. Bis zu seiner Demission als Staatsminister in der Staatskanzlei des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch im Sommer 2000 war Jung unbestritten die erste Stimme seines Herrn. Und als dessen Wahlkampfmanager der Vater des überraschenden Wahlsieges von Union und FDP in Hessen.
Jung kochte für Koch die Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft hoch. Und er inszenierte mit Geld aus den schwarzen Kassen des schwarzen Landesschatzmeisters Prinz Wittgenstein einen polarisierenden – auf Ressentiments gegen Ausländer setzenden – Wahlkampf. Mit großem Erfolg. Nach der Hessenwahl 1999 saßen die beiden Freunde für die Ewigkeit plötzlich an den Schalthebeln der Macht.
Jetzt soll es Jung auch für Stoiber richten. Ja, sagte Jung gestern selbst, er sei wohl „im Gespräch“ für den Posten des Wahlkampfmeisters. Offiziell soll die Besetzung des Postens erst kommende Woche bekannt gegeben werden. Ein Dementi jedenfalls gab es nicht.
Das hat Koch klug eingefädelt. So wie schon die Kanzlerkandidatur des Bayern; ein Affront gegen Angela Merkel, die liberale Perteivorsitzende. Der junge Königsmacher (43) schickt seinen treuesten Knappen in die Schlacht um Deutschland. Jung soll Stoiber den Schild halten. Und Stoiber einmal dankbar dafür sein – müssen. Vielleicht schon im Vorfeld der Bundestagswahl 2006.
Nicht wenige politische Auguren in Wiesbaden glauben nämlich, dass Koch in vier Jahren selbst Kanzler(-kandidat) werden und dem dann plötzlich amtsmüden – oder schon in diesem Herbst an Schröder gescheiterten – Bayern nachfolgen will. Ist das der Deal?
Jung jedenfalls wird seinen Job machen; egal ob in Berlin oder München. Der heute 52-jährige Jung studierte in Mainz Jura. In Eltville arbeitet der Landtagsabgeordnete als Anwalt und Notar. Zur CDU zog es Jung schon 1970 als Student hin. Zehn Jahre lang war er Bundesvorstandsmitglied der Jungen Union und machte dann eine steile Parteikarriere. Von 1987 bis 1991 war er Generalsekretär der hessischen CDU; dann 16 Monate lang Staatsminister; im Landtag sitzt er seit 1983.
Angst vor Dirty Work hat er nicht. Jung wird die Debatte über die Asyl- und Einwanderungspolitik sicherlich verschärft neu inszenieren und dann weiter anheizen. Davon versteht er etwas. Dass er wegen mutmaßlicher kleiner Lügen unter Freunden im Zusammenhang mit der Schwarzgeldaffäre der hessischen CDU und auf Druck der FDP hin von Koch geschasst wurde, hat offenbar weder seiner Motivation noch seiner politischen Reputation in der Union geschadet. Auch nach Jungs Abgang stellte sich Koch immer vor seinen Staatskanzleichef: Er sei „honorig“, ein „ehrlicher Kerl“, und habe sicherlich nichts von den Spendenmachenschaften gewusst.
Der Jurist ist weiter „treuwienhund“. Und ein Wadenbeißer war er immer. Wo Jung hintritt, wächst kein Gras mehr. Das wissen auch die hart getroffenen Gegner der Fußballmannschaft des hessischen Landtags. Bei der nämlich ist Jung schon lange der Spezialist – für die Blutgrätsche.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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