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„Wir haben das Internet getunnelt“, sagt Meister Sancken

■ Bremerhaven geht bei der Vernetzung von Schulen kreative Wege: Ein Großrechner mit vielen „clients“ ist wartungsarm

Bremerhaven hat kein Geld, das weiß die Welt. Was sie noch nicht weiß: Wie Bremerhavener versuchen, das mit Kreativität wett zu machen. Günther Sancken ist so einer. Den Strukturwandel hat er am eigenen Leibe erfahren. Das Werftensterben kostete ihn seinen Ingenieur-Job. Er wechselte in den Schuldienst – ein Glücksfall für die Seestadt. Sancken ist heute in der Stadtbildstelle beschäftigt und dafür zuständig, dass auch Bremerhavens Schulen ans Netz der Netze angeschlossen werden. Dafür gab es sogar 20 Millionen Mark Zuschuss vom Bildungssenat. Jetzt stehen in vielen Schulen der Seestadt unter anderem von Firmen gespendete Rechner oder solche, die in der Verwaltung ausgemustert wurden. Häufig sind jedoch nicht einmal die Systemvoraussetzungen für eine gute Internet-Verbindung vorhanden. Die Wartung eines solchen Patchwork-Maschinenparks ist eine Sisyphos-Aufgabe.

Irgendwann kam Sancken die Idee, alles andersherum zu organisieren: An einen großen Server-Rechner in der Bildstelle hängt er nun in jeder Schule einen „Terminal-Server“, verbunden über das Internet. Den Internet-Zugang gewährt die Telekom allen Schulen schließlich kostenlos. Sancken hat einen technischen Trick gebraucht: „Virtual private network“, also ein Netz im Netz, an das nur er und und „seine“ Schulen herankommen. Oder, wie er sagt: „Wir haben das Internet getunnelt.“An die Terminal-Server werden dann die eigentlichen Arbeits-Rechner angehängt, so genannte „thin clients“ – das können dann auch abgewrackte Kisten sein, auf denen nur das Betriebssystem Windows läuft. Die restliche Software liegt dann auf dem Terminal-Server, auf die Bremerhavens Schüler dann für jeden Word-Text zugreifen müssen. Der Clou an dieser Billig-Version: Sancken kann sämtliche Software über sein Netz zentral einspeisen und pflegen. Wenn so früher Filter-Software gegen Porno- oder Nazi-Seiten mühselig Schule für Schule installiert werden muss, kann Sancken die Programme bequem von seinem Dienstrechner aus verteilen. Oder später Unterrichtssoftware: An einzelne Schulen kann Sancken die gewünschten Programme per Tastatur schicken.

Abgeschaut hat Sancken das Prinzip bei großen Firmen mit überregionalen Filialen. Am liebsten würde er sein System mit der extra dafür geschriebenen Software Citrix aufrüsten, die übers Netz immer nur die letzte Veränderung auf dem Bildschirm sendet und durch diese reduzierte Datenmenge direktes Arbeiten via Haupt-Server ermöglicht. Dann könnten die Terminal-Server in den Schulen auch noch wegfallen, die Wartung wäre noch einfacher – Zukunftsmusik. „Noch ist die Software zu teuer“, sagt Sancken, aber wer weiß, vielleicht ringt sich der Hersteller ja noch zu einem Rabatt für Schulen durch.

Erstmal probiert Sancken derweil sein eigenes System. Sechs Schulen sind schon angeschlossen, 34 sollen folgen.

Und wenn alles klappt, könnten die Lösungen aus BHV bald auch zum Modell für andere Kommune werden. Jedenfalls wird Sanckens Tun aufmerksam verfolgt. „Natürlich klappt es“, sagt er, „wir haben uns alles vorher sehr gut überlegt.“ Einziges Risiko: Wenn die Schulen der Telekom irgendwann Gebühren für den Internet-Zugang zahlen müssten, könnte der Spareffekt dahin sein.

Jan Kahlcke

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