: Der dritte Versuch
Senat reduziert Heroin-Modellversuch auf einen Standort. Räume der Diskothek „Traxx/Roxx“ am Hauptbahnhof im Gespräch ■ Von Elke Spanner
Noch hängen aktuelle Plakate an der Tür. In den kommenden Wochen stehen etliche Partys auf dem Programm. Gerüchten zufolge werden die Betreiber der nebeneinander liegenden Diskotheken „Traxx“ und „Roxx“ diese absagen müssen: Laut Bild hat Gesundheitssenator Peter Rehaag (Schill-Partei) entschieden, in den Räumen unter einer Bahnbrücke nahe des Hauptbahnhofs die Drogenambulanz einzurichten, in der Schwerstabhängigen von Ärzt-Innen Heroin ausgegeben wird. Spätestens ab August, kündigte er an, könnte der Umbau abgeschlossen sein und der Modellversuch zur kontrollierten Heroin-Abgabe starten.
Mit den 700 Quadratmeter großen Räumen ist das dritte Mal ein konkreter Standort für den Modellversuch im Gespräch. Die beiden zuvor avisierten sind an den Protes-ten der AnwohnerInnen gescheitert: Gegen die Heroinambulanz in einer ehemaligen Polizeiwache in der Lübecker Straße hatten BewohnerInnen des Stadtteils Hohenfelde aufbegehrt, gegen ein leer stehendes Gebäude in der Süderstraße die rundum ansässigen Gewerbetreibenden und Unternehmen.
Unter diesen Vorzeichen scheint die Altländer Straße, in der „Traxx“ und „Roxx“ liegen, tatsächlich optimal zu sein: Die Diskos sind in Kasematten unter Bahngleisen untergebracht, davor befinden sich die Deichtorhallen, rundum ist nichts außer Verkehr. Siegmar Eligehausen, Sprecher des die Ambulanz betreibenden Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK), hält die Diskoräume deshalb „von der Lage her für ein interessantes Objekt“. Vor allem könnten die KlientInnen sie gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen – was wichtig ist, weil sie mehrmals am Tag zum Konsum kommen müssen. Innerhalb von drei bis vier Monaten nach der Standortentscheidung, sagt Eligehausen, könnte der LBK ProbandInnen und MitarbeiterInnen auswählen und den Modellversuch starten.
Die Drogenbeauftragte Christina Baumeister hatte bisher allerdings immer betont, dass die Ambulanz keinesfalls in St. Georg liegen solle, um die KlientInnen aus der dortigen Drogenszene herauslösen zu können. Ob die Gesundheitsbehörde das Konzept inzwischen geändert hat, vermochte Eligehausen nicht zu sagen. Seitdem sich abzeichnete, dass die vom LBK vorgeschlagene Süderstraße zu scheitern droht, war dieser mit der Standortsuche nicht mehr befasst. „Das ist den politischen Entscheidungsträgern überlassen.“
Die haben inzwischen entschieden, dass in Hamburg nur eine Drogenambulanz eröffnet werden soll. Bisher hatte das Konzept vorgesehen, die 230 ProbandInnen, die an dem Modellverusch teilnehmen sollen, auf zwei Standorte zu verteilen.
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