: Start im Chaos
Der Wirrwarr in der CDU/CSU um die Steuerpolitik geht weiter. Daran kann auch der neue Wahlkampfleiter Michael Spreng nichts ändern
BERLIN taz ■ Der Neue konnte gleich üben: Auf dem Höhepunkt des großen Steuerchaos zwischen CDU und CSU ist Michael Spreng als Leiter des Berliner Teams von Kanzlerkandidat Edmund Stoiber ausgerufen worden. Der parteilose frühere Bild-am-Sonntag-Chefredakteur ist damit einer der Medienstrategen, die maßgeblich den Verlauf des Wahlkampfes bestimmen.
Zuvor hatte CSU-Landesgruppenchef Michael Glos den Steuer-Wirrwarr zwischen Fraktionschef Friedrich Merz, CDU-Parteichefin Angela Merkel und Edmund Stoiber noch vergrößert. Glos nannte Merkels Ankündigung, die letzte Stufe der rot-grünen Steuerreform von 2005 auf 2003 vorzuziehen, als technisch unmöglich. Spreng wollte sich zu dem Widerspruch nicht äußern. Er verstehe sich ausschließlich als Medienexperte und nicht als Wahlkampfleiter, betonte er, politische Ratschläge werde er daher Stoiber „nur unter vier Augen“ geben.
Der zuvor für den Posten gehandelte Vertraute des hessischen Ministerpräsidenten Koch, Franz Josef Jung, hatte das Angebot aus Berlin abgelehnt, weil ihm keine politische Mitsprache garantiert worden war. Dass die Union sich nun für einen erfahrenen Medienmann statt für einen Parteipolitiker entschieden hat, lässt den Rückschluss zu, dass Stoiber vor allem bei seinem öffentlichen Image noch gegenüber Kanzler Gerhard Schröder aufholen möchte.
„Als ernsten Kandidaten für ernste Zeiten“ will Spreng den Bayern präsentieren. Spekulationen, er stehe Schröder nahe, wies Spreng zurück. Er habe den Kanzler zuletzt im August 2000 getroffen. „Ich bin kein Freund von Schröder“, sagte er, „ich bin der Freund keines Politikers, um das klarzustellen.“ Stoiber kenne er allerdings seit zehn Jahren aus mehrmals jährlich statttfindenden vertraulichen Gesprächen. Mit Anfang 20 sei er aus der CDU ausgetreten, weil sich die Parteimitgliedschaft nicht mit seiner Rolle als Journalist vertragen habe. Spreng sieht seine Stärke unter anderem in den vielfältigen Kontakten zu Politikern von Rudolf Scharping und Joschka Fischer bis Angela Merkel. „Ich habe zwar keinen Stallgeruch, aber ich weiß wie andere Ställe riechen“. PATRIK SCHWARZ
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