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Karsai auf schwieriger Visite in Peking

Der Chef der afghanischen Übergangsregierung muss der chinesischen Regierung klar machen, dass ihr Interesse an den Bodenschätzen der Region berücksichtigt wird. Bis vor kurzem hatte Peking gute Kontakte zu den Taliban

PEKING taz ■ Mit allen offiziellen Ehren hat China den Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, gestern zu einem Besuch in Peking empfangen. Am Nachmittag traf er mit Premier Zhu Rongji zusammen. Anschließend unterzeichneten die Außenminister der beiden Länder ein Abkommen, das finanzielle Hilfen im Umfang von 4,6 Millionen Dollar vorsieht. Heute ist eine Begegnung mit Staatschef Jiang Zemin geplant, bevor Karsai China in Richtung Tadschikistan wieder verlässt.

Für den afghanischen Politiker ist China eine besonders wichtige Etappe: Karsai muss den großen Nachbarn davon überzeugen, dass Pekings Interessen in der wirtschaftlich und politisch umstrittenen Region auch unter der neuen Kabuler Regierung gewahrt bleiben.

Bei der Geberkonferenz in Tokio Anfang der Woche hatten die Vertreter von rund 60 Staaten der Kabuler Regierung insgesamt rund 4,5 Milliarden Dollar zugesagt. Peking zählte dabei nicht zu den großzügigsten Spendern: „Eine Million Dollar“ versprach der chinesische Sondergesandte Wang Xuexian zusätzlich zu zuvor bereits angekündigten Hilfsgütern im Wert von 3,6 Millionen Dollar.

Gleichzeitig warnte Wang gestern im Pekinger Parteiblatt Volkszeitung unmissverständlich vor zu großer ausländischer Einmischung: „Die afghanische Regierung und die Bevölkerung sollten die Führungsmacht in der Hand halten, andere Parteien sollten die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit vollständig respektieren.“ Im Hintergrund steht die Sorge Chinas, bei der Bestimmung der Zukunft Afghanistans und der Neuordnung der Einflussgebiete in Zentralasien an den Rand gedrückt zu werden.

Immer stärker verdichtet sich bei den Pekinger Funktionären die böse Ahnung, die USA wollten ihre Truppen auf lange Zeit in Afghanistan und in Usbekistan lassen, um sich den Zugang zu Erdöl- und Erdgasreserven in der Region zu sichern, die auch für China strategisch wichtig sind. Eine Marionettenregierung in Kabul, die von den USA und ihren Verbündeten gestützt wird, wäre daher nicht im Interesse Pekings.

Bislang war Pakistan stets Chinas wichtigster Verbündeter in Süd- und Zentralasien. Über Islamabad hatte Peking in den letzten Jahren auch enge Beziehungen zu den Taliban geknüpft. Diese Verbindung zu den – heute auch von Peking offiziell als Terroristen verdammten – Taliban verschweigt die chinesische Regierung allerdings. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Delegationen der Taliban noch im vergangenen Jahr in Peking ein- und ausgingen. Bis zur diplomatischen Anerkennung der Taliban hatte die Zusammenarbeit allerdings nicht gereicht. Es gehört zum trüben politischen Spiel in der Region, dass Peking stattdessen weiterhin den Vertreter der 1996 vertriebenen Regierung, Burhanuddin Rabbani, anerkannte. JUTTA LIETSCH

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