: Die, die draußen blieben
■ In Bremen-Nord wird das „Kultur-Form“ wiederbelebt – gegen den „Kulturverbund“?
Im Juni 2001, da war noch alles in Butter: Vier Nord-Bremer Kultureinrichtung taten sich zusammen im Kulturverbund Nord, man wollte sich gegenseitig unterstützen in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, Logistik und Programmplanung.
Mit dabei waren das Kito, der Kulturbahnhof (Kuba), der Kunstverein Bremen-Nord und die Overbeck-Stiftung. CDU-Parteichef Bernd Neumann und CDU-Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann jubelten, die Kultur wurde wieder zum „Standortfaktor“, von gemeinsamer Sponsorensuche und dem Bemühen um Stiftungsgelder war die Rede. Tatsächlich konnte der baupolitische Sprecher der CDU, Helmut Pflugradt, bei der Stiftung Wohnliche Stadt 900.000 Mark für die Renovierung des Kulturbahnhofs erkämpfen. Es lief, mit dem Kulturverbund und der CDU. Ein erfreulicher Zustand für alle Beteiligten.
Grund genug für die Nicht-Beteiligten in Bremen-Nord, eine Aufnahme in den exklusiven Zirkel anzustreben. Das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus zum Beispiel oder der Schulschiff-Verein – viele wären gerne dabei gewesen, bekamen aber schlichtweg keine Antwort auf ihre Bewerbung. Der Grund: Der Kulturverbund wollte sich auf Institutionen mit Hochkultur-Programm beschränken, soziokulturelle, tendenziell SPD-nahe Einrichtungen sollten draußen bleiben.
Soweit: klare Fronten. Doch auf einmal gab es innerhalb des Kulturverbunds Schwierigkeiten: Das Kito wählte als neuen Vorsitzenden Georg von Gröling-Müller und der tat sich als ehemaliger FDP-Bürgerschaftsabgeordneter schwer im CDU-nahen Verbund. Vergangenen Dezember kündigte Gröling-Müller die Zusammenarbeit. Offizielle Begründung: Man halte einen neuen Überbau nicht für sinnvoll und wolle sich lieber um eine eigenständige Entwicklung kümmern.
Der Kulturverbund zeigte sich davon unbeeindruckt: Man werde auch ohne das Kito weitermachen, so Kulturverbund-Sprecher Alfred Meyer-Piening Mitte Januar. Und CDU-Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann möchte am 5. Februar alle Beteiligten an einen Runden Tisch holen – sie hofft auf einen Neuanfang.
Daraufhin gingen das Haus Blomendal, das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus und das Kito vergangenen Mittwoch in die Offensive und luden alle Kultureinrichtungen der Region ein, sich im „Kultur-Forum Bremen-Nord“ zusammenzuschließen. Die Ziele des „Kultur-Forums“ sind mit denen des Kulturverbundes vergleichbar – mit dem Unterschied, dass man sich keine Vereinsstruktur geben möchte, sondern sich versteht als „Kooperationsrunde autonomer ,Norder' Kulturzentren“.
Solidarität möchte man dabei groß Schreiben und wird deshalb die nächste Sitzung des Sprecherrats symbolisch im vom Totsparen bedrohten „Studiohaus Grambke“ abhalten.
Früher oder später wird man sich dann als Lobby behaupten müssen und beim Senat um konkrete Gelder streiten – spannend bleibt die Frage, wie man sich dabei mit dem Kulturverband arrangieren wird. Im Moment proklamiert Sprecherrat Gerd Meyer vom Bürgerhaus Vegesack selbstverständlich: “Kein Gegeneinander.“ Aber schon sein Sprecherrat-Kollege Karl Lüneburg vom Haus Blomendal meint auf die Frage, ob mit der Gründung des Kultur-Forums der Kulturverbund überflüssig werde: „Aber sicher.“
Klaus Irler
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