: Eimsbüttel aus dem Fenster ganz unten
■ Die Reihe „Eimsbütteler Lebensläufe“ ist von und für jedermann
Wer kennt noch das ehemalige Emelka Kino mit den roten Plüschsesseln oder den Milchladen Bornholt, wo man Butter und Quark aus Holzfässern lose kaufen konnte? Und wer weiß, dass vor fünfzig Jahren eine Straßenbahn quer durch Eimsbüttel rollte?
Zeitzeugen berichten zu lassen, das ist das Ziel der kleinen, aber feinen Reihe „Eimsbütteler Lebensläufe“, die der Dölling und Galitz Verlag seit nunmehr zehn Jahren in Zusammenarbeit mit dem Kulturausschuss des Bezirks veröffentlicht. Ausschließlich nicht-professionelle Autoren und Autorinnen erzählen von ihren ganz persönlichen Erinnerungen. „Dabei geht es nicht um einen objektiven Wahrheitsgehalt, sondern darum, Geschichte ,von unten' zu erzählen“, sagt Herausgeber Jens Michelsen. Urprünglich sei dieses Konzept von den Geschichtswerkstätten entwickelt worden. Der neueste und sechste Band, „Als in Eimsbüttel die Straßenbahn noch fuhr“, führt in die fünfziger Jahre. Der Autor Joachim Grabbe erzählt vom Leben in der Clasing-Straße, von Schülerstreichen und Badetagen, der Währungsreform und dem Wiederaufbau. In einfachen Worten, geschmückt mit liebevollen Details, lässt der 61-Jährige nicht nur vergessene Orte, sondern auch viele Menschen wie den nörgelnden Nachbarn Herrn Luft, auferstehen. Ergänzt wird das quadratische Büchlein durch das plattdeutsche Kapitel „Waschdag bi Muddern“, der Beschreibung von alten Kinderspielen und Kochrezepten aus dem Hause Grabbe.
Weitere Bände der Reihe seien noch nicht geplant, so Jens Michelsen. Zur Zeit fehle es an geeigneten Hobby-ErzählerInnen. Interessierte werden dringend gesucht.
Heute abend liest Joachim Grabbe ab 19.30 Uhr im Hamburg Haus, Doormannsweg 12 aus seinem Werk. Dazu singen die „Liekedeler“ moderne plattdeutsche Lieder. Der Eintritt ist frei. Informationen zur Buchreihe erteilt Britta Reimers vom Dölling und Galitz Verlag unter der Telefonnummer 38 93 515. ako
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