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Verdächtiger Verdacht

■ Polizei will verdächtige Pläne gefunden haben. Beschuldigter dementiert

Nachdem der Haftbefehl aufgehoben worden war, hatte der Sudanese Abdelwahab O.K. gehofft, dass nach seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft am kommenden Donnerstag der Verdacht gegen ihn endgültig vom Tisch sei. Nun aber scheint es, als hätten die Ermittler doch Material in der Hand, das O.K. mit den Anschlägen in den USA am 11. September in Verbindung bringen könnte. Gestern wurde bekannt, dass die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung von O.K. Disketten gefunden hat, auf denen sich geheime Baupläne der israelischen und japanischen Botschaft in Berlin befinden sollen.

Die Polizei hatte die Wohnung von Abdelwahab O.K. am 30. Dezember durchsucht und Haftbefehl erlassen. Denn in seiner Wohnung wurden Glasfläschchen sichergestellt, in denen die Ermittler Sprengstoff vermuteten. Nachdem der Inhalt als harmloses Parfümaroma identifiziert worden war, war der Haftbefehl aufgehoben worden.

Die Ermittlungen jedoch dauerten weiterhin an. Gestern bekam Rechtsanwalt Armin Zimmermann die Akten erstmals zu Gesicht. Darin sei von den Botschafts-Bauplänen die Rede. Sein Mandant bestreite jedoch, solche jemals besessen zu haben. Deshalb sehe O.K. der Vernehmung am Donnerstag „mit einem guten Gefühl“ entgegen: „Ein Großteil der Vorwürfe wird sich zerschlagen.“ Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger äußerte sich zu den neuen Vorwürfen nicht: „Die Ermittlungen dauern an.“

Der Focus will erfahren haben, wie die Ermittler überhaupt auf O.K. gekommen sind. Der amerikanische Abhördienst NSA habe sämtliche registrierten Telefonverbindungen der bekannten Attentäter des 11. September überprüft – und sei auf ein Gespräch zwischen einem der Attentäter und dem Sudanesen gestoßen. Bei einem späteren Gespräch soll der mit einem anderen Studenten über Sprengstoff gesprochen haben. Elke Spanner

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