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EXPLOSIONEN IN LAGOS: DÜSTERE REALITÄT ERFORDERT DEN GENAUEN BLICKDie Menschenwürde der Opfer

Vulkanausbruch verwüstet Stadt im Kongo. Hunderte Tote bei Massenpanik nach gigantischer Sprengstoffexplosion in Nigeria. Die Katastrophenmeldungen aus Afrika häufen sich. Angereichert mit rührseligen Reportagen über das schauerliche Schicksal von Aids-Waisen im Süden des Kontinents ergeben sie ziemlich genau das Afrikabild, das unsere Massenmedien beherrscht und zu bestätigen scheint, was Afropessimisten schon immer behaupten: Afrika ist der Katastrophenkontinent schlechthin, dem man sich entweder mit Mitleid zuwendet oder von dem man sich mit Grausen abwendet.

Zu Recht regt dieses Afrikabild immer mehr Afrikaner auf. Sie wollen, dass über ihren Kontinent genauso realistisch berichtet wird wie über andere Erdteile auch. Das heißt, positive Ereignisse nicht zu ignorieren und Themen der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung nicht zu vernachlässigen. Die Förderung eines positiveren Afrikabildes in den internationalen Medien ist ein wichtiger Bestandteil der Bemühungen afrikanischer Regierungen um eine „afrikanische Renaissance“. Fatal wäre es jedoch, in Anbetracht dieses hehren Zieles die oft düstere Realität zu verleugnen. Dass im kongolesischen Goma hunderttausende ihre Existenz unter der Lava verloren haben, ist eine Tragödie. Dass im nigerianischen Lagos mitten in dicht besiedelten Wohnvierteln ein schlecht gesichertes gigantisches Waffenarsenal des Militärs herumliegt, ist ein Skandal. Das sind einfache Wahrheiten.

An einer Grunderkenntnis kommt die Welt nicht länger vorbei: Die Lebensbedingungen der meisten Menschen in Afrika sind unerträglich. Darauf zu insistieren, ist kein Afropessimismus, sondern der Respekt vor der Menschenwürde gebietet es. Nur wenn unzumutbare Lebensumstände weltweit als unzumutbar wahrgenommen werden, kann ein Verständnis dafür entstehen, wie dringend der Veränderungsbedarf in Afrika ist. Und erst aus diesem Verständnis heraus kann eine sinnvolle internationale Zusammenarbeit entstehen, die Afrika nützt, ohne es zu bevormunden.

DOMINIC JOHNSON

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