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Unentschlossene Nationalismen

■ Spontan zur Euro-Einführung hinzugenommen: Eine Ausstellung zu Imagination, „Schein und Sein“ der neuen Einheitswährung in der Kunsthalle

Geld ist zwar heiß begehrt, aber die Faszination beschränkt sich normalerweise nicht auf das reine Betrachten. Es sei denn, die Münzen sind uralt, so dass sie einen his-torischen Wert besitzen – oder brandneu, wie der zur Jahreswende eingeführte Euro. Viele Neugierige hatten sich die Geldstücke schon besorgt, als man noch gar nicht damit bezahlen konnte.

Die offensichtliche Faszination, die von der neuen europäischen Währung ausging, brachte die AusstellungsmacherInnen der Kunsthalle noch kurz vor Weihnachten auf die Idee, spontan eine zusätzliche Ausstellung rund um den Euro zu konzipieren.

Gleich in der ersten Januarwoche begann die Kunsthalle mit Hilfe der anderen Hamburger Museen – und ergänzt um Leihgaben aus Nürnberg und Berlin – die Exponate zusammen zu stellen. Glücklicherweise ließ sich ganz kurzfristig sogar ein Sponsor finden, der die ausländischen Euromünzen besorgte. Die ziemlich spontan organisierte Ausstellung präsentiert sich in der Rotunde, sozusagen ganz niedrigschwellig.

Manche BesucherInnen wird es schon glücklich machen, dass sie die kompakte Sammlung der Euros aus den 15 Nationen mit ihren verschiedenen Motiven in Augenschein nehmen können. Bei der Ausstellung mit dem Titel Schein und Sein. Imaginationen zum Euro geht es tatsächlich im ursprünglichen Wortsinn um beide Seiten der „Medaille“. Weisen die neuen Geldstücke in allen europäischen Ländern vorne dieselbe Prägung auf, so sind auf den Rückseiten unterschiedliche Symbole abgebildet, die dem ausgebenden Land entstammen. Einheit und Vielfalt präsentieren also die Münzen – ein Gegensatz, dem sich auch die Karikaturen, Bilder und Stiche aus den letzten Jahrhunderten widmen, von denen sich einige mit dem Kom-plex der Einheit Europas widmen. Andere Exponate wiederum stellen die nationalen Motive in einen Kontext. Wenn man bedenkt, dass Münzen „stets auch als Propaganaemedium zu verstehen“ sind, wie es im Infotext zu Schein und Sein heißt, dann ist es interessant, welche Symbole die verschiedenen Länder im Einzelnen gewählt haben. Weil etwa die Italiener hauptsächlich auf ihre historischen Bauwerke zurückgreifen, gibt es in dieser Vitrine jede Menge Geschichtsbezug. Österreich dagegen schmückt sein Geld mit Alpenblumen wie Enzian und Edelweiß.

Abgerundet wird die Ausstellung durch Werke zeitgenössischer KünstlerInnen, die ironisch oder verspielt mit dem Thema Geld umgehen. Die Schein-Entwürfe von Maria Fisahn zählen dazu, wie auch ein Päckchen aus zerschredderten Markscheinen im Wert von einer Million. Hier ist aus Geld endgültig Kunst geworden.

Ariane Dandorfer

Di–So 10–18 Uhr, Do bis 21 Uhr, Kunsthalle; bis zum 28.2.

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