: Lehrer wollen kleinere Klassen für Problem-Schüler
„Mit Law and Order kommen wir nicht weit. Wir müssen pädagogische Probleme auch pädagogisch lösen“, sagt GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm zur Ankündigung des Schulsenators, mehr Sanktionsmöglichkeiten für Lehrer zu schaffen. Die vom Rechts-Senat im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen - Nachsitzen, Rausschmeißen, Strafen nach dem Verursacherprinzip - würden ohnehin an den Schulen schon praktiziert. Wilhelm: „Was wir brauchen sind Sozialpädagogen an Schulen, doch die wurden alle weggespart.“ Mit Strafen würde man zudem die Ursachen von Disziplinlosigkeit nicht beheben: „Das ist häufig die Folge von Über- oder Unterforderung und mangelnder Aufmerksamtkeit.“ Ähnlich skeptisch sieht das die Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD (AfB). Der AfB-Vorsitzende Gerhard Lein fordert, dass „Senator Lange sich von den Sanktions-Aposteln unter seinen Schill-Freunden lösen und sich mit Praktikern zusammensetzen sollte“. Zusätzlich wünscht Lein sich, dass Senator Lange „das Thema Vorbildfunktion von Erwachsenen“ im Senat thematisiert.
Auf ein positiveres Echo stoßen die Disziplin-Pläne beim Deutschen Lehrerverband Hamburg (DLH). „Wie jede Gemeinschaft braucht auch die Schule Regeln und die Möglichkeit, die Nicht-Einhaltung zu ahnden“, sagt Sprecher Arno Becker. „Es muss einem engen zeitlichen Zusammenhang zwischen Tat und Strafe geben.“ Dies würde von dem gültigen Schulgesetz, das vor Disziplinarmaßnahmen die Konsultation der Eltern vorschreibt,erschwert.
Doch auch für Arno Becker steht eine bessere Lehrerversorgung an erster Stelle: „Je problematischer die Schüler, desto kleiner müsste die Klasse sein“, fordert er. Viele Aggressionen kämen durch beengte Räume und zu große Klassen zustande. Auch scheiterten viele Maßnahmen am Personal. So fehle es fürs Nachsitzen lassen schlicht an Lehrern, die die Kinder beaufsichtigen. Auch das klassische „vor die Tür schicken“ ist rechtlich nur möglich, wenn ein Schüler dabei beaufsichtigt wird. Bliebe das vielen Lesern noch aus eigner Kindheit bekannte „in die Ecke stellen“. Doch dies, so Becker, verstoße gegen die Würde des Kindes. kaj
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