Nadel-Pannen um UMTS

■ Banale Panne um neue Kommunikationstechnologie: Bei den Plänen um die neuen UMTS-Antennen, wurden rund 500 Standorte falsch ausgezeichnet / Falsches Signal für Beiräte

Die Karte mit den vielen Nadeln, die derzeit durch Bremens Beiräte gereicht wird, hat einen entschei-denen Haken: Viele der 850 Einstecher, an denen neue Mobilfunk-Antennen nach dem UMTS-Standard entstehen sollen, sind falsch ausgezeichnet. Hinter den roten Nadelköpfen, die auf schon bestehende Anlagen verweisen sollen, stecken gar keine Antennen. Und statt einer Umrüstung vom derzeitigen GSM- auf den neuen UMTS-Standard sind dort de facto gänzlich neue Anlagen geplant.

Aufgeflogen ist diese Falsch-Etikettierung jetzt im Bauausschuss des Beirats Östliche Vorstadt. In deren Karte hatte die Grundschule an der Lessingstraße nämlich einen roten Nadelkopf abbekommen – so als gelte es nur noch zu entscheiden, ob eine vorhandene Anlage auf UMTS umgerüstet wird. „Bei uns gab es aber nie einen Antenne“, wehrt Schulleiterin Irene Hesemann ab. Und es wird auch keine geben. Denn Bildungs- und Bauressort haben längst beschlossen, dass auf Schulen und Kindergärten kein strahlender Antennenwald wachsen soll.

Die Grundschule ist dabei überhaupt kein Einzelfall. In die Karte des Planungsamtes wurden rund 500 Antennen fälschlicherweise als existent eingetragen. „Tatsächlich kehren sich die Verhältnisse fast um“, räumte Tom Lecke vom Planungsamt gestern ein. „Nach unseren neuen Berechnungen gibt es derzeit nur 200 vorhandene GSM-Antennen“, rund 650 UMTS-Antennen sollen neu hinzu kommen.

Der Grund für die haufenweise falschen Nadeln sei aber keine böse Absicht gewesen, gesteht Lecke, sondern eine mittelschwere Kommunikationspanne. So haben die EDV-Spezialisten im Planungsamt offenbar diejenigen Standorte unter „aktiv“ verbucht, nach denen aktiv gesucht wurde. Die Planer dagegen gingen davon aus, dass mit „aktiv“ nur die bereits existierenden Standorte gemeint sein könnten. Lecke: „Ein sprachliches Missverständnis auf unterstem Niveau“.

Allerdings mit Folgen: Denn der enge Zeitplan, den sich Bremen als UMTS-Modellstadt gesetzt hat, bis März die Standorte von den Beiräten abgesegnet zu kriegen, wird sich jetzt nicht mehr einhalten lassen. Die Befassung der Deputation ist fest eingeplant, es soll dann aber erstmal nur um die „unproblematischen“ Standorte gehen.

Zwar mag der tatsächlich entstandene Schaden, wie Lecke behauptet, eher gering sein: Denn die 850 Antennen der ersten UMTS-Phase werden kommen – egal ob fälschlicherweise mit roten oder grünen Nadeln versehen. Und schließlich wurden die viel zu vielen aktiven Standorte in den dichtbesiedelten Quartieren von den wenigsten Beiräten überhaupt bemerkt.

Trotzdem werden solche Pannen die Informationsarbeit in den Stadtteilen nicht gerade erleichtern. „Was blöderes konnte gar nicht passieren“, ärgert sich zum Beispiel Ortsamtsleiter im Viertel, Robert Bücking. „Ausgerechnet in einer Situation, wo die Bürger wegen der Strahlen ohnehin misstrauisch sind, und wo die Beiräte faktisch wenig ausrichten können“, werde mit falschen Informationen gearbeitet.

Hinzu kommen noch Unsicherheiten über die Zahl der wirklich gebrauchten Antennen. So hat offenbar einer der UMTS-Betreiber rund ein Drittel mehr Antennen angemeldet als jeweils bei der Konkurrenz üblich. „Wir vermuten, dass sie die nicht alle sofort brauchen, sondern dass sie vielmehr ein paar Eisen im Feuer haben wollen“, heißt es dazu im Planungsamt. Und selbst wenn jetzt nicht alle Standorte sofort losfunkten, spätestens für die beiden weiteren UMTS-Phasen würden die Masten genutzt, schätzt Lecke.

„Zu einer richtigen Befasung, gehörten aber auch faire Informationen“, meint dagegen Robert Bücking. Denn wenn jetzt klar sei, dass der Beirat einen Teil der Antennen wieder streichen könnte, ließe sich über die kommenden UMTS-Masten ganz anders diskutieren. pipe