: Häufung rechtsradikaler Übergriffe
Drei Libanesinnen mit einem Kind, ein Portugiese und ein türkischer Imbiss wurden Ziele fremdenfeindlicher Attacken
Seit ein paar Tagen konstatiert die Polizei eine „ungewöhnliche Häufung“ fremdenfeindlicher Übergriffe in der Hauptstadt: In der Nacht zum Samstag überfielen zwei Männer mit Bomberjacken und Springerstiefeln einen 44-jährigen Portugiesen vor einem Verbrauchermarkt in Lichtenberg, einem bekannten Rechtsradikalen-Treff. Einer der Täter warf den dunkelhäutigen Mann zu Boden und schlug ihm mehrfach ins Gesicht. Der zweite hatte einen „Morgenstern“ dabei, nutzte diese Waffe aber nicht. Drei ähnlich gekleidete Personen beobachteten die Misshandlung, griffen aber nicht ein. Der Portugiese konnte fliehen. Er hatte eine Platzwunde an der Lippe und eine Beule am Hinterkopf.
Ein potenziell noch gefährlicherer Anschlag ereignete sich in der Nacht zum Freitag in einem Imbiss an der Gothaer Straße in Hellersdorf. Drei junge Männer, 16, 19 und 21 Jahre alt, warfen drei Molotowcocktails in den voll besetzten Dönerladen. Eine Brandflasche prallte am Rücken einer Frau ab, konnte von den Gästen hinausbefördert werden und zerbarst erst dort. Ein zweiter Molotowcocktail entzündete sich nicht. Der dritte Brandsatz traf den Türrahmen und zerschellte vor dem Imbiss.
Die geständigen Täter gaben als Motiv Ausländerhass an. In den Vernehmungen äußerten sie, sie hätten „einmal ein Kanakenhaus brennen sehen wollen“. Dass bei dem Anschlag Menschen hätten zu Tode kommen können, sei ihnen bewusst gewesen. Die Haftbefehle lauten auf versuchten Totschlag und versuchte schwere Brandstiftung.
Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatten jugendliche Rechstradikale drei libanesische Frauen und ein Kind in einer Straßenbahn in Hellersdorf beschimpft, bespuckt und misshandelt. Der Übergriff fand mitten im Berufsverkehr statt, unter den Augen zahlreicher Zeugen. Doch nur ein Straßenbahnfahrer und ein Zwanzigjähriger griffen ein und vermochten, die Schläger zu vertreiben. Zwei der Geschlagenen mussten anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden.
Ein Polizeisprecher erklärte, dies seien in kurzer Zeit „auffällig viele“ Taten mit fremdenfeindlichem Hintergrund in der Stadt. Die Leiterin der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen (RAA), Anetta Kahane, warf dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) schon nach dem ersten Vorfall vor, er habe „nicht adäquat reagiert“. Ein rassistischer Angriff dieser Art sei keine Lappalie. Von ihm sei nun eine deutliche Stellungnahme zu erwarten. GES
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