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Populismus pur

■ Schulsenator verordnet Lehrern Präsenz und will drei Urlaubstage streichen

Schulsenator Rudolf Lange (FDP) hat die Lehrerseele zum Kochen gebracht. Auslöser: eine Anordnung an die Pädagogen, auf ihre letzten drei Urlaubstage im Sommer zu verzichten.

Damit werde vermieden, dass „aus organisatorischen Gründen Unterrichtsausfall entsteht“, heißt es in dem Brief an die Schulleiter. Auch sei die Regelung geeignet, „das Ansehen der Lehrerschaft zu erhöhen“.

„Das ist Populismus pur“, erbost sich der Sprecher des Deutschen Lehrerverbandes Hamburg (DLH), Arno Becker. „Es ist nicht fair, wenn die Behörde so tut, als hätten Lehrer zu viel Ferien“. Der Unterrichtsausfall zu Schulbeginn sei eine Folge zu später Personalzuteilungen durch die Behörde.

Die Anordnung schreibt vor, dass möglichst alle zur Vorbereitung des Schuljahres nötigen Tätigkeiten und Konferenzen an diesen drei Tagen stattfinden. Becker: „Viele Lehrer haben in der Schule nicht mal einen Arbeitsplatz. Unterrichtsvorbereitung macht man am besten zu Hause.“

Auch müssen laut Gesetz an den Konferenzen Eltern und Schüler beteiligt werden – die auch Ferien haben. „Es war bisher selbstverständlich, dass viele von uns zum Ferienende da sind und Klassenräume und Materialien vorbereiten“, sagt die DL-Lehrerin Hiltrud Blaske. „Das muss aber flexibel bleiben, weil wir die Tage auch für Fortbildung nutzen.“

Der DLH will allen Lehrern Rechtsschutz bieten, die ihren Urlaub bereits für diese Tage gebucht haben. Becker: „Wir bereiten eine Musterklage vor.“ Er baut jedoch darauf, dass Schulsenator Lange seine Anordnung zurücknimmt. Ein wenig Hoffnung setzt der Lehrerverband in seinen ehemaligen Vorsitzenden Reinhard Behrens, der als neuer Staatsrat in der Schulbehörde gehandelt wird. kaj

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