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Sitzenbleiber-Hauptstadt Bremen

■ Bildungssenator Lemke (SPD): „Unsere Anforderungsstandards sind eben hoch.“

Fast fünf Prozent der Schüler im Land Bremen bleiben jährlich sitzen – mehr als in jedem anderen Bundesland. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Danach mussten im letzten Schuljahr im Bundesdurchschnitt lediglich 2,83 Prozent aller SchülerInnen eine „Ehrenrunde“ drehen. Spitzenreiter im Versetzungs-Ranking war Brandenburg mit 0,89 Prozent, den zweitschlechtesten Platz gleich hinter Bremen belegte Bayern mit 3,75 Prozent.

„Die Sitzenbleiberquote ist auch eine Folge des Bemühens unserer Schulen, die Anforderungen hoch zu halten“, kommentierte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) den neuesten Bremer Rekord. Dennoch seien die jetzt publizierten Zahlen „keineswegs akzeptabel“. Die Förderung der schwächeren SchülerInnen müsse verbessert werden.

Dem stimmt auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu. Landesvorstandssprecher Jürgen Burger bezweifelt aber, dass wirklich etwas passiert: „Die Politik ist nicht bereit, Konsequenzen zu ziehen und wieder mehr Lehrkräfte einzustellen.“ Seit dem Amtsantritt von Senator Lemke sei die Zahl der LehrerInnen um 20 Prozent gesunken.

Das Bildungsressort räumt in der Tat ein, dass in der Vergangenheit Stellen gestrichen worden sind. Dafür werde aber das jetzige Niveau von rund 5.000 Lehrern gehalten.

Für die Sitzenbleiber-Misere macht Senator Lemke auch die Eltern verantwortlich: „Die sind oft zu ehrgeizig und entscheiden, ihre Kinder auf die Realschule oder das Gymnasium zu schicken – selbst wenn das nicht deren Leistungen entspricht.“ Er will deshalb die Beratung der Eltern verstärken – „auch wenn das weh tut“. GEWler Burger hat dafür kein Verständnis: „Die Abi-Quote nimmt in Bremen Jahr für Jahr ab. Es ist gut, wenn die Eltern dazu tendieren, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken.“

Die GEW würde das Sitzenbleiben am liebsten komplett abschaffen und das eingesparte Geld in die Förderung der schwächeren SchülerInnen stecken. Das Ressort verweist auf den geplanten Ausbau der Ganztagesangebote, die zusätzliche Fördermaßnahmen einschließen würden. Gewerkschaftler Burger bleibt skeptisch. Das Modell der „verlässlichen Grundschule“ habe den Unterricht durch Betreuung ersetzt. Und dem Lehrerabbau in den letzten Jahren sei vor allem der Förderunterricht zum Opfer gefallen. Burger: „Auch deshalb gibt es so viele Sitzenbleiber.“ hoi

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