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Ein Gigabyte Kultur zum Fruhstücksei

■ MOTIVATE oder: Digitale terrestrische Bild-Übertragung will unser Leben ändern

Wollten Sie nicht immer schon einmal mit 160 Kilometer pro Stunde über die Autobahn rasen und dabei in erstklassiger Digitalqualitat Fernsehbilder auf Ihrem Laptop empfangen? Beinahe wäre das möglich gewesen bei „First Tuesday“, dem traditionellen High Tech-Agententreffen am ersten Dienstag im Februar. Diesmal war das kalte Buffett im Universum aufgebaut. Ein VW-Bus, voll gestopft mit Technik, sollte da stehen, und wenn er auch nicht mit 160 Sachen durchs Universum kurven sollte – das Gefühl von Fernsehen und Abenteuer wäre zu haben gewesen.

Leider konnte er nicht, der VW-Bus, erklärte Mitveranstalter Dirk Schwampe von der Landesmedienanstalt, weil eine Delegation aus Korea gerade in Braunschweig bei Prof. Ulrich Reimers, dem „Papst“ der DVB-T-Technik, zu Besuch ist und die Handvoll Experten, die die neue Technik derzeit beherrschen, nicht abkömmlich war.

„DVB-T“ heißt soviel wie Digitale Videobild-Übertragung – terrestrisch. Eigentlich sollte die neue Technik in Bremen schon dieses Jahr Einzug halten, mit kleinen Decodern soll sie die aufwändigen Satelliten- Schüsseln, die für den Empfang bisher erforderlich sind, überflüssig machen. Und sie werden die teuren Kabel-Gebühren sparen helfen. Die Einführung dieser neuen Technik verzögert sich, obwohl die technischen Voraussetzungen da sind und der Probelauf auch in Bremen erfolgreich abgeschlossen wurde. Bei der Telekom, bei Radio Bremen und bei der Medienanstalt stehen testweise die ersten Empfangsgeräte in Bremen.

Aber die neue Technik kann mehr als Fernsehbilder übertragen. Denn mit den neuen Standards werden endlich die Gräben zwischen Computertechnik und Fernseh-Technik zugeschüttet. Die Empfangs-Decoder wird es in jedem Laptop geben. Die Integration mit der Computer-Technik wird auch die leidigen alten Video-Bänder überflüssig machen, gespeichert werden Filme auf der Festplatte oder auf DVDs. Das ist mehr als ein schlichter Austausch der Datenträger: Während heute mehr oder weniger umständlich der Video-Recorder programmiert werden muss, damit das Ding im richtigen Moment anspringt, werden mit der neuen DVB-T-Technik ohne Probleme irgendwann nachts die gewünschten Daten auf die Festplatte heruntergeladen.

Bei den „Daten“ kann es sich um Filme handeln, aber auch um Internet-Seiten mit Fotos oder Film-Elementen. Wer auf das Rascheln des Zeitungspapiers beim Cappuccino verzichten kann, wird „seine“ Zeitung bzw seinen Informations-Mix „im Abo“ morgens auf dem Laptop finden, Nachrichten-Filme inclusive und ganz nach individuellem Wunsch zehn Megabyte Wirtschaft und ein Gigabyte Kultur oder umgekehrt.

Das unaussprechliche Kürzel „DVB-T“ dürfen wir dann hoffentlich auch vergessen, die Marketing-Designer haben „MOTIVATE“ erfunden: „Mobile Television and Innovative Receivers“. Die Multimedia Car Platform soll dabei spezifische Aspekte für ein „Human Machine Interface“ integrieren, das den Fahrer nicht nur warnt, wenn er falsch abbiegt, sondern auch unvorhergesehene Hindernisse anzeigt – per Piepton und im Notfall per Vollbremsung. Die Übertragungssicherheit ist nach dem derzeitigen Stand der DVB-T-Technik allerdings auf relative Bewegungsgeschwindigkeiten bis zu 160 km/h begrenzt. Klaus Wolschner

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