: Verlockende Angebote für Bauwütige
■ Bremen lädt mit drei neuen Darlehen zum emsigen Eigenheimerwerb ein
Bremen scheint ganz versessen aufs Bauen zu sein. Nicht genug damit, dass Großprojekte wie der Space Park in Angriff genommen werden. Mehr „neue Impulse“ müssen her. Also schickt die Stadt flugs drei Darlehen ins Rennen, die den potenziellen Häuslebauer verführen sollen.
Startnummer Eins ist ein „attraktives“ Grundstücksdarlehen. 10.000 Euro winken den ersten 100 Bewerbern, die sich entschließen, auf Bremer Grund und Boden zu bauen. Nur ererbt, geschenkt oder bereits erworben darf das Grundstück nicht sein.
Verlockend klingt die Aussicht, das Darlehen auch dann zu bekommen, wenn die gesetzlich geregelten Einkommensgrenzen um 60 Prozent überschritten werden. Hat es der Darlehensanwärter geschafft, seinen formlosen Antrag schnell bei der Bewilligungsstelle zu platzieren und an die ersehnten Gelder zu gelangen, so bleibt ihm nur wenig Zeit, sich der eigenen Scholle zu freuen. Binnen neun Monaten muss mit dem Bau begonnen werden, sonst löst sich das Darlehen in Wohlgefallen auf. Bremen braucht schließlich keine neuen Gartengrundstücke, sondern Gebäude. Und Bewohner. Gefördert wird nur, wer auch selbst einzieht.
Startnummer Zwei ist ein verlockendes Baudarlehen von – je nach Einkommenshöhe – 20.000 oder 35.000 Euro. Die Antragsberechtigung variiert nach Haushaltsgröße. Eine dreiköpfige Familie darf jährlich bis zu 50 000 Euro verdienen, ohne ihre Förderwürdigkeit zu verwirken, eine vierköpfige um die 59.000 Euro. Auch die Kombination mit einem Grundstückskostendarlehen ist möglich. Beide Geldquellen können allerdings nur von der Stadtgemeinde Bremen aus angezapft werden.
Anders Startnummer Drei. Das praktische Bestandserwerb-Darlehen gibt es auch in Bremerhaven. Mieter sollen sich ihren Wohnraum endlich vollständig aneignen können – auch was die Besitzverhältnisse betrifft. Vorzugsweise dann, wenn das Kaufobjekt in einem Wohngebiet mit „besonderem Entwicklungsbedarf“ liegt. Bremer aus Gröpelingen, Hemelingen oder Osterholz- Tenever haben ebenso gute Aussichten wie die Bürger aus Bremerhaven-Wulsdorf.
Ein Darlehen – das ist freilich ein Manko – ist nur geliehenes Geld. Immerhin erfolgt die Tilgung jedoch in den ersten zwölf Jahren zinsfrei. Ab dem 13. Jahr liegt die Verzinsung bei zwei Prozent, bei entsprechender Tilgung, ab dem 21. Jahr steigt die Verzinsung auf vier Prozent und wird mit fünf Prozent getilgt.
Mit größeren finanziellen Aufwendungen bleibt der Wohnungsbau also trotz der neuen Fördermittel verbunden. Dafür kann sich der künftige Hauseigner aber zusätzlich als Impuls-Geber für das Bremer Stadtbild fühlen.
Christoph Kutzer
Nähere Information: Bremen:Amt für Wohnungs- und Städtebauförderung (AWS) Tel: (0421) 361-66 80 oder 361-40 12, montags 8 bis 12 Uhr, donnerstags 15 bis 18 Uhr.
Bremerhaven: Amt für Bauförderung: (0471) 590-22 73.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen