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Am Aschermittwoch fängt alles erst an

Mit deftigen Sprüchen und scharfen Attacken begehen die Bundestagsparteien am politischen Aschermittwoch den Auftakt zum heißen Wahlkampf. Im Mittelpunkt: der Kandidat Edmund Stoiber

PASSAU afp/dpa/ap/taz ■ Unter dem frenetischen Jubel von rund 6.000 CSU-Anhängern hat Kanzlerkandidat Edmund Stoiber gestern in der Passauer Nibelungenhalle zur Ablösung der rot-grünen Bundesregierung aufgerufen. „Deutschland braucht den Wechsel. Gemeinsam werden wir es schaffen“, rief er seinen Anhängern zu. Stoiber nutzte seine Rede zu einer teilweise persönlich gefärbten Abrechnung mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er habe nie aus „Machtgeilheit“ an den Toren des Kanzleramtes gerüttelt, sagte Stoiber in Anspielung auf eine Aussage Schröders. Der Kanzler hoffe untätig auf bessere Zeiten. Sein Kabinett sei „das wahre Schattenkabinett“. Deutschland liege nur bei der Neuverschuldung und der Zahl der Pleiten vorne, sagte der CSU-Chef, bei Wirtschaftswachstum und neuen Arbeitsplätzen sei Deutschland dagegen Schlusslicht. Sich selbst versuchte Stoiber, der mehrfach von „Edmund, Edmund!“-Rufen unterbrochen wurde, vom Kanzler mit den Worten abzusetzen: „Politik ist keine Show. Politik ist knochenharte Arbeit. Daran möchte ich mich messen lassen.“ Auf Schröders Familienleben gemünzt, sagte Stoiber, er sei „stolz darauf, 34 Jahre mit derselben Frau verheiratet zu sein“. Unter einem Kanzler Stoiber werde selbstverständlich ein Kreuz im Bundeskanzleramt aufgehängt. Garniert war die Rede Stoibers erneut von mehreren Versprechern. So meinte der Kanzlerkandidat recht mundartlich: „Wir müssen den Kindern mehr Deutsch lernen.“

Im bayerischen Vilshofen bedachte die SPD den Auftritt Stoibers mit Spott und Hohn. „Er ist ein einziger Versprecher, der Herr“, sagte Bundesinnenminister Otto Schily als Hauptredner seiner Partei. Stoibers Wahlversprechen summierten sich inzwischen auf 63 Milliarden Euro, so Schily. Wenn der CSU-Chef im Bund regieren würde, hätte Deutschland „schon zehn blaue Briefe bekommen“. Der „Konfusionsrat Stoiber“ sei nicht regierungsfähig, sagte Schily.

Außenminister Joschka Fischer schlug beim grünen Aschermittwoch im schwäbischen Biberach in die gleiche Kerbe. Fischer sagte, der Kanzlerkandidat der Union habe keine Antworten. Dass Stoiber entgegen ersten Ankündigungen nun doch an der Ökosteuer festhalten wolle, kommentierte Fischer mit den Worten: „Stoiber hat sich vom Fundi zum Realo entwickelt.“ Um die gestiegene Arbeitslosigkeit abzubauen, „muss der ökologische Umbau weiter betrieben werden“, erklärte Fischer. Angriffe richtete Fischer gegen die FDP. Deren Chef Guido Westerwelle warf er ebenso wie Stoiber vor, sie wollten das Rad der Geschichte zurückdrehen. Union und FDP würden Deutschland in die Stagnation führen. Die FDP hielt ihren politischen Aschermittwoch ebenfalls in Passau ab. Die PDS blieb dagegen in Berlin.

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