Lied vom traurigen Tunnel

■ Die Bischofsnadel ist leerer denn je. Jetzt könnte die Verwalterin Bremische endlich in die Pötte kommen: Sie hat eine Konkurrentin bekommen, die die Preise senken will

Die Bischofsnadel ist trister denn je: Im Durchgang zwischen Wallanlagen und Innenstadt stehen inzwischen fünf Läden leer, die Werbeflächen hinter Glas sind unbenutzt. Dabei ist die Fläche nicht die schlechteste: Vorne die City, hinten Grün – ein vielbegangener und -befahrener Weg von der Contrescarpe, dem Remberti- und dem Ostertorviertel in die Stadt.

Jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen, denn ein privates Unternehmen hat sein Interesse angekündigt, die Tunnelverwaltung von der Bremischen zu übernehmen. Namentlich mag die Firma, der samt Haus am Wall auch drei Läden in der Röhre gehören, nicht genannt sein, und konkret will sie auch nicht werden. Nur soviel: Eine Senkung der Mieten unter die aktuellen 50 Mark pro Quadratmeter werde man im Falle der Übernahme erwägen.

Und siehe da: Jetzt hat auch die Bremische ein neues Konzept in der Mache. Auch hier will niemand Details nennen, nur soviel: Es geht um die Umgestaltung der Röhre und um Senkung der Miete.

Damit nimmt die Bremische Forderungen auf, die am lautesten immer wieder der Beirat Mitte und Ortsamtsleiter Robert Bücking äußerten: Runter mit den Mieten. „Macht es billig“, sagt Bücking in Richtung Bremische, „das ist eine Lage für Existenzgründer, die einfach was ausprobieren wollen.“ 20 bis 30 Mark sollte der Quadratmeter seiner Meinung nach im Tunnel kosten – für den Anfang. Wenn ein Geschäft gut laufe, könne man ja mehr nehmen.

Dass die Bremische mit 50 Mark Quadratmetermiete zu teuer sei – anfangs versuchte sie es gar mit 100 Mark –, meinen viele in der Stadt. Ab 30 Mark aufwärts liegt die Quadratmetermiete am Wall, ähnlich in der Knochenhauerstraße. Zum Vergleich: In Söge- und Obernstraße zahlen kleine Läden 150 Mark pro Quadratmeter, in der Passage der Deutschen Bank kostet er 60 Mark.

Ein weiterer kritischer Punkt ist nach wie vor die wenig vorhandene Sicherheit im Tunnel – der Kioskbetreiber hat ein Schild an die inzwischen verschlossene Scheibe gehängt, dass er wegen zu vieler Einbrüche zur Geschäftsaufgabe gezwungen sei. Und Cornelia Korte, Inhaberin des Bioladens, berichtet von sexistischen und rassistischen Schmierereien an den Läden. Reste sind noch am Antiquitätenladen zu besichtigen. Doch der Wunsch der Geschäftsleute, dass die Passage nachts geschlossen wird, hat bisher wenig Chancen: Sowohl das Wirtschaftsressort als auch der Beirat Mitte sind der Auffassung, dass das Bischofsnadelöhr einen wichtigen Zugang zur Innenstadt darstellt – auch nachts.

Mit derselben Begründung hat sich der Beirat auch gegen eine Sperrung der Röhre für Radfahrer gestellt. Was wiederum die Geschäftsinhaber zur Weißglut treibt. Auch wenn große Schilder und diverse Aktionen – einst sogar mit Innensenator Bernt Schulte – die PedalritterInnen zum Absteigen und Schieben auffordern, radeln und schlängeln sich immer noch genügend Radfahrer durch die Passanten. „Das ist überhaupt nicht besser geworden“, beschwert sich Bioladenfrau Korte, „die rasen immer noch genauso.“

Schließlich die Umgestaltung der Röhre. Sie soll zur Passage werden. Das soll sie aber schon lange, unter anderem mit besserer Beleuchtung. Doch passiert ist bisher nichts. „Das liegt ja nun nicht an uns“, sagt leicht säuerlich Bremische-Mann Jörn Ehmke, „wir verwalten lediglich die Ladenflächen. Zahlen müssen andere.“ Zum Beispiel die öffentliche Hand. Die hält sich bedeckt – aus dem Wirtschaftsressort heißt es, das Konzept der Bremischen läge vor, das andere Angebot sei ebenfalls bekannt, man prüfe gerade. S. Gieffers